Mit Crowdsourcing gegen Radioaktivität

In den zwei Jahren nach der Fukushima-Katastrophe haben Freiwillige die bislang detaillierteste Strahlenkarte Japans erstellt.

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Von
  • Aviva Hope Rutkin

Nach der Fukushima-Katastrophe haben Freiwillige die bislang detaillierteste Strahlenkarte Japans erstellt.

Ein Crowdsourcing-Projekt, das kurz nach dem atomaren GAU im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi gestartet wurde, um unabhängig Daten zur radioaktiven Verseuchung Japans zu erfassen, hat soeben 10 Millionen Datenpunkte übersprungen. Gesammelt wurden sie vollständig von Freiwilligen.

Die aktuellen Karten zeigen, dass das radioaktive Niveau früher als erwartet zu fallen scheint – schneller jedenfalls, als es nach der physikalischen Halbwertzeit eigentlich sein dürfte. Projektdirektor Sean Bonner meint, dass dies ein Zeichen dafür sein könnte, dass die Kontamination in Bewegung geraten ist. „Es dürfte bedeuten, dass organisches Material, etwa Blätter von Bäumen oder Sträuchern, verstrahlt wurde, dann abfiel und in den letzten zwei Jahren verschwand. Das hat die Hintergrundstrahlung in einigen Gebieten gesenkt.“

Das Crowdsourcing-Projekt, das auf den Namen Safecast hört, ging eine Woche nach dem Nukleardesaster an den Start, um Informationen zum Strahlungsniveau in Japan zu sammeln und mit dem Rest der Welt zu teilen. Obwohl die japanische Regierung ihre eigenen Statistiken erstellt, gelten diese Daten manchmal als unzuverlässig. Zudem sind sie nicht immer komplett der Öffentlichkeit zugänglich. Freiwillige konnten sich im Rahmen von Safecast entweder für bis zu 1000 Dollar ein fertiges Messgerät kaufen oder sich für rund 450 Dollar ein eigenes Erfassungskit zusammenbauen. Die Daten erreichen das Projekt per Internet, werden auf einer Karte zusammengefasst und sind dann über die Safecast-Website verfügbar.

Über mehr als zwei Jahre kam so eine detaillierte Sammlung zustande, die das bislang genaueste Bild des Strahlungsniveaus in Japan zeigen dürfte. Die Safecast-Karten bestätigen, dass in einem Großteil des Landes das Strahlungsniveau mittlerweile nahe der Hintergrundstrahlung verbleibt, was ein gutes Zeichen ist. In Gebieten, in denen es signifikante Kontaminationen gibt, fluktuiert das Niveau stark – hier reicht es manchmal, die Straßenseite zu wechseln, damit das Niveau abfällt. Entsprechend wichtig ist es, kleine, vorher unentdeckt gebliebene Hotspots zu identifizieren und zu dekontaminieren.

Das Safecast-Projekt will weiter Daten sammeln und sie für eine großangelegte Analyse nutzen, wie sich das Strahlungsniveau in verschiedenen japanischen Städten über die kommenden Jahre verändert. Dabei könnten die bislang genauesten Informationen dazu gewonnen werden, wie sich Strahlung unter Echtweltbedingungen verbreitet - und welchen Einfluss Klima, Topographie und Erdbesatz auf radioaktive Halbwertzeiten haben. (bsc)