Deutsche und Russen zahlen am pünktlichsten

Wo leben die zuverlässigsten Kunden? Wo die meisten Spätzahler? Diese und andere Fragen zur Zahlungsmoral in Europa beantwortet eine aktuelle Studie.

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Von
  • Marzena Sicking

Zum sechsten Mal in Folge hat die EOS Gruppe das Marktforschungsinstitut Ipsos beauftragt, europäische Entscheider zu den Zahlungsgewohnheiten in ihrem Land zu befragen. Für die Studie "Europäische Zahlungsgewohnheiten 2013" wurden insgesamt 2.600 Personen in zwölf europäischen Ländern interviewt.

Demnach ist es um die europäische Zahlungsmoral gut bestellt. Durchschnittlich 74,8 Prozent der Europäer begleichen ihre Rechnungen termingerecht. Am pünktlichsten zahlen in Westeuropa deutsche (79,6 Prozent) und in Osteuropa russische (78,3 Prozent) Kunden. Im Westen liegen Frankreich und Spanien auf den weiteren Plätzen.

(Bild: EOS)

Dennoch hat mit 60 Prozent die Mehrheit der Befragten immer wieder unter verspäteten oder gänzlich ausbleibenden Zahlungen zu leiden. Die Folgen reichen von Gewinneinbußen bis zu Liquiditätsengpässen. 2,4 Prozent der in Deutschland befragten Unternehmen mussten in diesem Jahr schon komplette Forderungsausfälle verkraften. Die Zahl der Kunden, die in Deutschland erst nach Ablauf der Zahlungsfrist bezahlen, hat 2013 im Vergleich zu 2012 außerdem zugenommen. Der Anteil der Spätzahler stieg innerhalb eines Jahres von 24,8 auf 29,7 Prozent.

Immer mehr Entscheider in Europa versuchen deshalb Vorkehrungen zu treffen, mit denen sich das Problem in Grenzen halten lässt. Zu den beliebtesten Vorsorgemaßnahmen gehört die Verkürzung der Zahlungsfrist. So wurde die durchschnittliche Frist für die Begleichung der offenen Rechnungen in Europa innerhalb der letzten zwölf Monate von 35 auf 32 Tage verkürzt. Besonders stark ist dieser Trend in Westeuropa: Dort geben Unternehmen ihren Kunden im Vergleich zum Vorjahr aktuell fast sieben Werktage weniger Zeit für die Zahlung.

In Deutschland ist die Entwicklung allerdings anders: Hier erhalten die Kunden sogar längere Fristen als im Jahr zuvor. Allerdings fordern deutsche Unternehmen im europäischen Vergleich ihr Geld besonders schnell ein: Das durchschnittliche Zahlungsziel liegt bei 18 Tagen, 2012 waren es 17,4. Damit gewähren deutsche Unternehmen die kürzesten und spanische Unternehmen mit 51,2 Tagen die längsten Zahlungsziele in Europa. Als weitere Maßnahme gegen Zahlungsausfälle wird immer häufiger die Bonität der Kunden geprüft. Besonders oft nutzen in Westeuropa spanische und britische Unternehmen dieses Instrument.

(Bild: EOS)

Danach befragt, aus welchen Gründen sie selbst offene Rechnungen nicht rechtzeitig begleichen, nennen deutsche Unternehmen überdurchschnittlich oft momentane Liquiditätsengpässe (60 Prozent). Auch Zahlungsausfälle eigener Kunden (53 Prozent) und eine allgemein schlechte Wirtschaftslage (51 Prozent) führen zu verspäteten Zahlungen. Chaos in der Rechnungsabteilung (27 Prozent), vorsätzliches Nichtbezahlen (28 Prozent) spielen ebenfalls eine Rolle. Technische Probleme sind hingegen nur in neun Prozent der Fälle für überfällige Rechnungen verantwortlich.

Über die weitere Entwicklung machen sich die hiesigen Unternehmen aber keine allzu großen Sorgen: 71 Prozent gehen davon aus, dass sich die Zahlungsmoral ihrer Kunden in den nächsten zwei Jahren nicht gravierend verändern wird. (masi)