Rettungsplan für Solarworld gebilligt

Für Solarworld-Gründer Asbeck ist es ein "neuer Geburtstag" der Firma. Nach langen Beratungen stimmten die Aktionäre dem Rettungsplan für das hoch verschuldete Unternehmen zu. Die Zukunft des Solarmodulherstellers sehen Experten weiter skeptisch.

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Von
  • dpa

Solarworld-Standort in Freiberg

(Bild: Solarworld)

Deutschlands größter Solarmodulhersteller Solarworld hat eine drohende Insolvenz abgewendet. Am späten Mittwochabend stimmten die Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung in Bonn mit 99,1 Prozent einem Rettungsplan für das hoch verschuldete Unternehmen zu. Damit ist der Weg frei für das geplante Sanierungskonzept. Mit ihm will Vorstandschef Frank Asbeck für Solarworld einen Neustart ermöglichen. Er sprach von einem "neuen Geburtstag" für das Unternehmen.

Bei der außerordentlichen Hauptversammlung ging es dieses Mal um nichts weniger als die Existenz von Solarworld. Deshalb war auch vieles anders als sonst bei den Aktionärstreffen. Früher konnten sich die Anteilseigner über ihre Kursgewinne und Dividenden beim einstigen Börsenstar freuen und Vorstandschef Frank Asbeck als "Sonnenkönig" feiern. Nun ist Asbeck entzaubert. Die Beratungen bei dem Aktionärstreffen zogen sich bis in den späten Abend hin, weil wenige Aktionäre immer wieder neue Detailfragen zum Sanierungsplan stellten. Es gibt nun eine vierwöchige Einspruchsfrist. Die Umsetzung des Konzepts soll im Februar 2014 abgeschlossen sein.

Solarmodul-Fertigung bei Solarworld

(Bild: Solarworld)

Dem Bonner Konzern dürfte es aber auch nach dem finanziellen Rettungsakt nach Ansicht von Experten schwer fallen, sich im hartumkämpften Markt zu behaupten. Preisverfall und Überkapazitäten machen Solarworld zu schaffen. Auf der einen Seite drücken Förderkürzungen auf den europäischen Heimatmärkten, auf der anderen Seite die Konkurrenz aus China. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro.

Firmenchef Asbeck bleibt für fünf weitere Jahre an der Spitze des Unternehmens. Der Vertrag des 53-Jährigen wurde nach Firmenangaben bis zum 9. Januar 2019 verlängert. Asbeck hatte vor den Aktionären gesagt, Solarworld habe eine Zukunft und sei auch wettbewerbsfähig. Bei den Gesamtkosten liege Solarworld kaum über dem Niveau, zu dem die chinesische Konkurrenz produziere.

Die Aktionäre müssen für die Sanierung einen drastischen Kapitalschnitt von unterm Strich 95 Prozent schlucken. Statt 150 Aktien werden sie zunächst nur noch eine Aktie im Depot haben. Bei der zugleich geplanten Kapitalheraufsetzung mit neuen Aktien sind sie außen vor. Nach Ansicht von Aktionärsschützern war die Entscheidung der Aktionäre alternativlos, da den Anteilseignern im Falle einer Insolvenz ein Totalverlust gedroht hätten.

Zuvor hatten bereits Gläubiger auf einen großen Teil ihrer Forderungen verzichtet, um dem Unternehmen eine Überlebenschance zu geben. Davor hatten die Darlehensbanken den Sanierungsplänen ebenfalls mit dem Verzicht auf Forderungen zugestimmt.

Asbeck selbst will wieder mit frischem Kapital von rund 10 Millionen Euro ins Boot steigen. Er käme dann auf einen Anteil von rund 20 Prozent. Daneben soll Qatar Solar mit 35 Millionen Euro einsteigen und mit 29 Prozent größter Einzelaktionär werden.

Solarworld beschäftigt am Hauptproduktionsstandort im sächsischen Freiberg, einem weiteren Werk in den USA und in der Bonner Zentrale noch rund 2600 Mitarbeiter. In Spitzenzeiten waren es insgesamt einmal 3500. Der Personalabbau gilt nach Angaben von Solarworld als weitgehend abgeschlossen. (jk)