Bitte pusten für die Diät

Der japanische Mobilfunkbetreiber NTT Docomo hat ein Zusatzgerät entwickelt, das den Atem von Abnehmwilligen analysiert und so die Wirksamkeit einer Diät misst.

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Von
  • Susan Young

Der japanische Mobilfunkbetreiber NTT Docomo hat ein Zusatzgerät entwickelt, das den Atem von Abnehmwilligen analysiert und so die Wirksamkeit einer Diät misst.

Es ist die alte Krux an Diäten: Man quält sich durch Möhren und anderes Gemüse, aber ob es etwas nützt, weiß man nicht so genau. Forscher des japanischen Mobilfunkbetreibers NTT Docomo wollen die Ungewissheit nun beenden: Sie haben ein Zusätzgerät für Smartphones entwickelt, das den Acetongehalt im Atem misst – und aus diesem schließen kann, ob der Körper überschüssiges Fett wirklich verbrennt.

Aceton entsteht im Körper, wenn er Fettsäuren abbaut. Über die Blutbahn gelangt die Chemikalie in die Lunge und von dort in die ausgeatmete Luft. „Die Fettverbrennung zu messen, könnte für die tägliche Diätkontrolle eine wichtige Rolle spielen“, sagt Tsuguyoshi Toyooka von NTT Docomo. Die bisher eingesetzten Methoden eigneten sich nicht für zuhause oder unterwegs. Das Zusatzgerät soll Abnehmwilligen helfen, ihre Kalorienzufuhr und sportliche Betätigung genauer abzustimmen.

Toyooka und seine Kollegen haben das handtellergroße Gerät in der Juli-Ausgabe des Journal of Breath Research vorgestellt. Es enthält unter anderem zwei halbleiterbasierte Gassensoren. Mittels Kabel oder Bluetooth-Datenübertragung lässt es sich mit einem Smartphone verbinden. Das aktuelle Messergebnis wird dann innerhalb von zehn Sekunden angezeigt.

Die NTT-Docomo-Ingenieure hatten das Gerät über zwei Wochen an 17 übergewichtigen Erwachsenen getestet. Ein Drittel der Probanden absolvierte in dieser Zeit leichte sportliche Übung, ein weiteres Drittel reduzierte zusätzlich zu den Übungen die Kalorienzufuhr im Essen. Das letzte Drittel aß weiter wie zuvor und verzichtete auf sportliche Betätigung. Jeden Tag mussten die Testpersonen vor dem Frühstück den Aceton-Gehalt in ihrem Atem messen. Außerdem wurde der Atem mit einem herkömmlichen Gas-Chromatographen analysiert sowie das Gewicht der Probanden gemessen.

Ergebnis: Die Gruppen, die ihre Kalorienzufuhr nicht reduzierten, konnte ihr Körperfett kaum reduzieren – auch bei der Gruppe, die zumindest etwas Sport trieb. Die Aceton-Konzentrationen im Atem blieb während der zwei Testwochen bei beiden Gruppen gleich. Bei der ersten Gruppe stieg sie hingegen an – sie verlor Körperfett.

Sollte das Gerät auf den Markt kommen, wäre das recht hilfreich für Menschen, die Diät halten, sagt Samar Kundu vom Medizingerätehersteller Sword Diagnostics. Kundu hat für die Firma Abbot Labs selbst ein Aceton-Analysegerät entwickelt. Das Unternehmen verzichtete jedoch aus verschiedenen Gründen darauf, das Gerät zu einem marktfähigen Produkt zu machen. Doch konnten auch Kundu und seine Kollegen bereits zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Fettverbrennung im Körper und Aceton im Atem gibt. Kein anderes Verfahren sei so aussagekräftig, sagt Kundu. „Eine Waage gibt keine gute Auskunft darüber, wie Sie sich beim Abnehmen machen, und Körperfett-Messungen sind nicht so genau.“

Das Atemanalyse-Gerät könnte auch für Diabetiker nützlich sein, sagt NTT-Docomo-Forscher Toyooka. Der Acetongehalt im Atem ist bei Diabetikern nämlich höher als bei gesunden Menschen, weil ihre Zellen keinen Blutzucker aufnehmen und stattdessen Fett verbrennen. Das wiederum führt zu dem für viele Diabetiker charakteristischen süsslichen Atem. Das Atemanalysegerät könnte Patienten Aufschluss darüber geben, wie gut sie ihre Krankheit im Griff haben, sagt Toyooka.

Die Studie:
Toyooka, T. et al.: "A prototype portable breath acetone analyzer for monitoring fat loss", Journal of Breath Research, Vol. 7, 24.7.2013 (nbo)