Kernel-Log: 2.6.29-Entwicklung angelaufen, Neues bei 3D-Unterstützung

2.6.29 bringt Kernel-Based Mode-Setting für Intel-Grafikhardware; experimenteller Grafiktreiber-Code nutzt die 3D-Einheiten neuerer Radeon-GPUs; Probleme rund um die Schaltsekunde; neue Versionen von Gutenprint und Hplip

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Nach der Veröffentlichung von Linux 2.6.28  am Heiligabend begann diesmal nicht sofort die hektische, Merge Window genannte Phase bei der Entwicklung der darauffolgenden Version – vielmehr herrschte einige Tage Ruhe, bis Linus Torvalds am 28.12. damit begann, erste Änderungen für 2.6.29 zu sammeln. Unter den rund 5400 bislang für 2.6.29 aufgenommenen Patches finden sich bereits zahlreiche größere Neuerungen – darunter etwa Kernel-Based Mode-Setting für Intel-Grafikhardware, die Zusammenlegung der Sparc- und Sparc64-Verzeichnisse, ein V4L/DVB-Treiber für den Chip STB0899 sowie umfangreiche Änderungen am Dateisystem XFS.

Über diese und andere in den nächsten Tagen und Wochen integrierte Neuerungen wird das Kernel-Log im Rahmen der "Was 2.6.xx-Serie" wie schon bei 2.6.28 nach und nach detailliert berichten. Ungewiss ist derzeit, wie lange das Merge Window offen ist – nach der Feiertagsverzögerung will Torvalds sich bei der Aufnahme der größeren Neuerungen diesmal etwas mehr als die üblichen zwei Wochen Zeit lassen.

Chris Mason hat derweil eine experimentelle Version des maßgeblich von ihm vorangetriebenen Dateisystems Btrfs als Patch für den aktuellen Hauptentwicklungszweig veröffentlicht; einige Kernel-Entwickler kritisierten jedoch Teile des Codes, sodass es derzeit eher unwahrscheinlich scheint, dass das Dateisystem bereits bei 2.6.29 aufgenommen wird, um es im Rahmen des Hauptentwicklungszweigs weiterzuentwickeln. Andrew Morton hat indes eine Liste von Patches veröffentlicht, die vom MM-Zweig in den Hauptentwicklungszweig umziehen sollen.

Rund um X.org

Bereits kurz vor Silvester hat AMD-Entwickler Alex Deucher rudimentären Code veröffentlicht, mit dem sich die 3D-Einheiten der Radeon-Chipserien R600 (Radeon HD 2000 und 3000) und R700 (Radeon 4000) nutzen lassen. Dieser Code ist bisher allerdings nicht für Anwender, sondern für Entwickler gedacht und soll diesen beispielhaft zeigen, wie die 3D-Einheiten der Grafikchips angesprochen werden; der Code dient so praktisch auch als Dokumentation. Mit Hilfe dieser Informationen und Teilen des jetzt veröffentlichten Codes sollen Treiber und Direct Rendering Manager (DRM) dann um umfassende Unterstützung für die 3D-Fähigkeiten der Grafikchips erweitert werden. Bis Endanwender Compiz, Spiele und 3D-Anwendungen auf den aktuellen Radeon-Generationen unter Linux nutzen können, dürften daher noch einige Monate vergehen. Radeonhd-Entwickler Matthias Hopf verrät in seinem Blog und in einer Mail einige Details zum experimentellen Code und wie man ihn nutzt.

Die Entwickler von X.org haben derweil Mitte/Ende Dezember zahlreiche neue Treiber und Libraries veröffentlicht – darunter unter anderem neue Versionen von xf86-video-{s3,s3virge,sis,vesa} und xf86-input-{synaptics,vmmouse}. Vom Treiberpaket "ati" gibt es einen Release Candidate der Version 6.9.1, die zahlreiche Neuerungen wie Optimierungen für HDMI sowie Unterstützung der Radeon-Chips RV710 (Radeon HD 4300/HD 4500) und RV730 (Radeon HD 4600) mitbringt. Etwas weiter sind die Entwickler des alternativen Treibers radeonhd, dessen Version 1.2.4 diese Chips bereits unterstützt und ebenfalls Optimierungen für HDMI bringt.

Auch vom Intel-Treiber 2.6 gibt es einen Release Candidate, der einige Verbesserungen bringt. Bereits fertig und ebenfalls mit zahlreichen Neuerungen ausgestattet ist die Version 1.7.0 des Grafiktreibers siliconmotion.

Kernel-Log-Staccato

  • Nicht nur der Zune-Player, auch einige Linux-Systeme sind an Silvester ins Straucheln gekommen. Schuld war der Code, der sich um die an Silvester eingefügte Schaltsekunde (Leap-Second) kümmert – eine Korrektur ist mittlerweile erhältlich, damit das Ganze bei der nächsten Sekundenanpassung nicht erneut passiert.
  • Ein auf der LKML veröffentlichter Patch von Pavel Machek hat längere Diskussionen rund um Einsatzgebiete und Risiken von ext3 mit und ohne Barrier ausgelöst.
  • Lange Diskussionen haben auf der LKML auch drei Patches ausgelöst, die das Übersetzen eines Kernels ohne Perl ermöglichen sollen, das seit 2.6.25 zum Bauen benötigt wird.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl)