Gründer von Silent Circle: Verbindungsdaten so gefährlich wie Inhalte

Der Gründer von Silent Circle hat erläutert, warum der eigene verschlüsselte E-Mail-Dienst ohne Vorwarnung geschlossen wurde. Angesichts der Geheimdienste hab man den eigenen Kunden keinen ausreichenden Datenschutz mehr zusichern können.

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Die Betreiber von Silent Circle haben ihren E-Mail-Dienst so abrupt geschlossen, weil ihnen die akute Gefährdung der angefallenen Metadaten bewusst wurde. Das hat der Mitgründer von Silent Circle, Michael Janke, in einem Interview mit Zdnet erklärt. Zwar seien das "nur" Verbindungsdaten gewesen, aber allein aus denen könne man so viel herauslesen, dass sie von unschätzbarem Wert für Geheimdienste in aller Welt seien. Immerhin habe man auch hochrangige Politiker und große Firmen als Kunden gehabt. Bevor jemand danach verlangen konnte, habe man sich deshalb für eine "Politik der verbrannten Erde" entschieden.

Silent Mail sei zu schnell zu groß geworden, fährt Janke fort und erklärt, dass Silent Circles andere Kommunikationsdienste auf Peer-to-Peer-Basis (P2P) verschlüsselt sind. Aus diesem Grund würde da auch keine Verbindungsdaten anfallen. Bei dem E-Mail-Dienst sei das technisch nicht möglich gewesen und deshalb habe man sich für eine Übergangslösung entschieden: Während der Entwicklung einer P2P-E-Mail-Anwendung habe man den verschlüsselten Mail-Dienst angeboten – mit den Verbindungsdaten. Angesichts schnell wachsender Nutzerzahlen habe man nicht die Zeit für einen geordneten Wechsel gehabt, wollte man möglichen Zugriffsversuchen auf die Daten zuvorkommen.

Der den vergangenen Wochen enthüllte Überwachungs-Skandal sei keinesfalls ein US-Problem, sondern eine globale Angelegenheit, meint Janke. In den meisten Ländern dieser Welt werde jeder Schritt verfolgt, überwacht und abgespeichert, sobald das Handy angeschaltet ist. Das passiere eben nicht nur in den USA, sondern täglich in Europa, Südamerika, auf dem Balkan und in Asien. Ähnlich besorgt hatte sich bereits der PGP-Erfinder und Mitgründer Phil Zimmermann geäußert. Silent Circle selbst habe Server in den USA, Kanada und der Schweiz.

Vor einer Woche hatte Silent Circle das eigenen E-Mail-Angebot ohne Vorwarnung eingestellt, kurz nachdem Lavabit seinen ähnlichen Dienst dicht gemacht hatte. Auch wenn der Lavabit-Gründer Ladar Levison nach eigener Aussage nichts dazu sagen durfte, scheint klar, dass US-Behörden mit geheimen Anordnungen Zugriff auf Kundendaten haben wollten. Silent Circle hatte versichert, man selbst habe eine solche nicht bekommen (über die man dann aber auch nicht hätte reden dürfen), wolle einem solchen Schritt aber zuvorkommen. (mho)