Illegale Notenkopien bei der katholischen Kirche

Rund fünf Millionen Euro sollen den Komponisten, Textern und Verlegern der Musikwerke entgangen sein, deren Noten illegal für den Gebrauch in den 872 katholischen Kirchengemeinden kopiert wurden.

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Noten-Verlagen, Komponisten und Textdichtern hat die gängige Praxis, Noten von im Gemeindeleben gesungenen oder vorgetragenen Werken zu kopieren, statt in notwendiger Anzahl zu kaufen, einen Schaden von rund fünf Millionen Euro pro Jahr zugefügt. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Verwertungsgesellschaft (VG) Musikedition, die 872 Gemeinden um freiwillige Auskunft über die genutzten Noten für den Gemeindegesang gebeten hatte.

Für die Nutzung von Liedern und Texten bezahlt die katholische Kirche in Deutschland pauschal rund 180.000 Euro jährlich, wie ein Rahmenvertrag mit der VG Musikedition festlegt. Darin nicht enthalten sind aber die Nutzungsrechte für Chor- und Instrumentalnoten, über deren honorarfreie Nutzung die Befragten – anscheinend irrtümlich – Auskunft gaben. Wie Zeit Online berichtet, wurden demnach etwa 700.000 Chor- und Orchesterwerke illegal kopiert. Von den Noten für Kirchenchöre und Instrumental-Ensembles hatte man anscheinend nur jeweils ein Exemplar gekauft, das anschließend in benötigter Stückzahl kopiert wurde. Für jemanden, der in Kirchenmusik und Gemeindedienst aktiv ist, kommt diese Feststellung nicht überraschend; es ging und geht ja schließlich um "Musik für den Gottesdienst".

Die genannte Summe von fünf Millionen Euro jährlich bezieht sich auf diese 700.000 angegebenen nicht honorierten Kopien, über die ja quasi zufällig berichtet wurde. Der tatsächliche Schaden, ermittelt auf Basis einer konkreten weiteren Untersuchung, dürfte weit höher liegen.

Ob rechtliche Schritte der VG-Musikedition gegen die katholische Kirche zu einer Änderung solcher Verhaltensweisen führt, bleibt wohl abzuwarten. Der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) hat nach eigenen Angaben die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen auf die Rechtslage hingewiesen. Die VG Musikedition hofft offenbar auf eine akzeptable Lösung für die Zukunft, prüft aber alle juristischen Möglichkeiten gegen VDD, Bistümer oder Gemeinden. (uh)