Roboter inspiziert Atomruine

In Fukushima wird ein auf dem Forschungsroboter Asimo von Honda basierendes System zur Kontrolle der havarierten Anlage eingesetzt.

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Der japanische Kraftwerksbetreiber Tepco lässt seine havarierten Atomreaktoren in Fukushima von einem mobilen Roboter unter die Lupe nehmen, berichtet Technology Review in seiner September-Ausgabe (seit 29. August am Kiosk oder online bestellbar). Er basiert auf Hondas kindlichem Forschungsroboter Asimo. Tepco hatte die japanische Regierung um Unterstützung gebeten, die schwer beschädigten Reaktorgebäude zu untersuchen. Für Menschen wäre dieser Einsatz zu gefährlich. Gemeinsam mit Japans staatlichem Forschungsinstitut AIST hat Honda Asimo daraufhin zu einem teilautonomen Wartungsroboter weiterentwickelt.

Äußerlich ist Asimo allerdings nicht wiederzuerkennen: Statt auf zwei Beinen bewegt er sich nun auf Raupenketten fort. Dieses Kettenlaufwerk hat das AIST beigesteuert. Es kann bis zu sechs Zentimeter hohe Hindernisse überwinden. Zudem verleiht das Fahrwerk dem Roboter die nötige Stabilität, um seinen völlig neu entwickelten Teleskoparm ausfahren zu können. Ihn hat Honda installiert, damit die Maschine auch schwer zugängliche Winkel des verwüsteten Reaktors untersuchen kann.

Im fahrbereiten Zustand ist das gesamte Gerät etwa mannshoch und 80 Zentimeter breit. Ausgefahren reicht der Arm aber bis in sieben Meter Höhe. Der Ausleger trägt Kamera, Laserscanner, Messfühler für Chemikalien und Radioaktivität sowie ein Strahlendosimeter. Dreh-, Winkel- und Kardangelenke mit fein justierbaren Schrittmotoren erlauben Bewegungen in elf Freiheitsgraden. So können die Instrumente selbst in kleinsten Nischen nach Lecks suchen. Das Steuersystem für die gleichzeitige Bewegung mehrerer Gelenke wurde bereits am Asimo erprobt.

Bedient wird der Roboter aus der Ferne über eine 400 Meter lange Glasfaserleitung oder per WLAN. Dabei hilft, dass die Instrumente nicht nur Fotos und Videos, sondern auch 3D-Daten ihrer Umgebung liefern. Die Bediener können anhand der dreidimensionalen Modelle besser beurteilen, ob Platz genug ist für die nächste Armbewegung des Roboters. Sollte der Arm doch irgendwo anstoßen, dämpft die Steuersoftware den Aufprall.

Gut eine Tonne wiegt der elektronische Spürhund, und er bewegt sich mit einem Tempo von bis zu zwei Stundenkilometern vorwärts. Seit Ende Juni ist er im Einsatz. Welche Erkenntnisse er bisher geliefert hat, dazu schweigen sich die Japaner noch aus. Mit dem neu konzipierten Roboterarm aber hat Honda schon weitere Pläne. Der Technologiekonzern will künftig auch humanoide Roboter für Katastropheneinsätze entwickeln.

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(bsc)