Elop, Sinofsky, Gates: Wer folgt auf Steve Ballmer?

Noch ist der Microsoft-CEO nicht in Rente, aber die Spekulationen um seine Nachfolge laufen auf Hochtouren. Dabei haben nicht nur die englischen Buchmacher bereits einen klaren Favoriten: den amtierenden Nokia-Chef Stephen Elop.

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Steve Ballmer ist noch nicht in Rente. Aber die Ankündigung reicht, um eine internationale Spekulationsspirale über den möglichen Nachfolger in Gang zu setzen. Die Liste der Kandidaten für den Chefsessel bei Microsoft ist lang. Selbst vor Bill Gates machen die Spekulationen nicht halt. Bei den englischen Buchmachern liegt der pensionierte Konzerngründer auf dem vorletzten Platz, immerhin noch vor Apple-Chef Tim Cook. Geht es nach den wettfreudigen Briten, macht ein Kanadier das Rennen: Stephen Elop.

Der amtierende Nokia-Chef steht derzeit auch bei den ganzen Journalisten, Evangelisten und Analysten hoch im Kurs, die sich seit Tagen über Ballmers Nachfolge das Köpfchen zerbrechen. Der 49-Jährige vereint zwei entscheidende Vorteile in seiner Person: Er kennt Microsoft, wo er vor seinem Abgang 2010 die Office-Sparte leitete, von innen. Und er kommt von außen. Die Frage ist, ob er lange genug weg war.

Viele Beobachter bevorzugen eine externe Lösung: Microsoft braucht frisches Blut. Der von Ballmer noch selbst angeschobene Umbau des Software-Riesen erfordert Erfahrung mit Umstrukturierungen und einen unverstellten Blick aufs Ganze, der langjährigen Microsofties nicht zugetraut wird. Das spricht gegen interne Kandidaten, von denen es einige gibt: Ex-Skype-Chef Tony Bates, COO Kevin Turner, Satya Nadella, Terry Myerson.

Windows-Chefin Julie Larson-Green ist eine der wenigen Frauen auf der Liste, dafür steht sie mit Elop, Turner und ihrem Vorgänger Steven "Mr. Windows" Sinofsky ganz oben. Auch Cheryl Sandberg wird genannt, sie hat als Facebook-CEO allerdings schon eine spannende Aufgabe. Marissa Meyer sorgt derzeit auch für Titelblätter abseits der IT-Postillen und hat sich mit Yahoo bereits einen anderen Dinosaurier vorgeknöpft. Die Bookies senken den Daumen über Sandberg und Meyer: Unwahrscheinlich.

Vielleicht kann ein CEO, der von außen kommt, Microsoft das alte Mojo zurückgeben. Ein product guy müsste es sein, jemand wie Twitter-Gründer Jack Dorsey. Oder Scott Forstall, der Vater des Erfolgs von iOS, den sie bei Apple vom Hof gejagt haben. Führungskräfte, die die Kultur in Redmond ändern könnten. (Wobei die Spekulanten gerne übersehen, dass Forstall bei Apple gerade wegen kultureller Inkompatibilität gehen musste).

Ballmers größte Schwäche war wahrscheinlich, dass er im Zweifel auf Sicherheit gespielt hat. Microsoft hat vielversprechende Projekte mit Smartphones und Tablets wieder eingestampft, lange bevor sie bei Apple über sowas überhaupt nachgedacht haben. Wenn es darum ging, ein Risiko einzugehen, hat sich Ballmer für Windows und Office entschieden. Am Ende war Microsoft dann meistens zu spät dran, wie die Erfahrungen mit Windows Phone und dem Surface-Tablet zeigen.

Diese "Play It Safe"-Kultur durchzieht das ganze Unternehmen. Offenbar hat der Aufsichtsrat erkannt, dass sie einem erfolgreichen Umbau im Weg steht, und Ballmers Abschied deshalb beschleunigt. Ein neuer CEO soll Microsoft dabei helfen, sich neu zu erfinden. Vielleicht fragen sie auch einen, der gerade unter Beweis stellt, dass er keine Angst vor der Reform hoffnungslos überalterter und verknöcherter Organisationen und deren Würdenträgern hat. Der Mann heißt Franziskus und hat gerade den heißen Stuhl in so einem Stadtstaat in Rom bezogen. (vbr)