Intel entfernt Treiber-Unterstützung für Ubuntus Xmir

Weil das Intel-Management den von Canonical eingeschlagen Weg nicht unterstützen will, ist die Xmir-Unterstützung wieder aus dem Intel-Xorg-Grafiktreiber entfernt worden. Die Ubuntu-Macher müssen den Code jetzt selbst pflegen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 332 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Statement in der Freigabe-Mail zur neuen Vorabversion.

(Bild: gmane )

Auf Anweisung von Intels Management haben Intel-Entwickler die Unterstützung für Xmir aus dem X.org-Grafiktreiber für Intel-Hardware entfernt. Xmir ist ein modifizierter X-Server, der auf Canonicals Display-Server Mir aufsetzt und den Betrieb von Anwendungen unter Mir ermöglicht, die für das traditionelle Unix- und Linux-Grafiksystem X11 programmiert wurden. Das im Oktober erwartete Ubuntu 13.10 soll das im März präsentierte Mir standardmäßig einsetzen und dabei Xmir zur Darstellung des Unity-Desktops und der X11-Anwendungen auf dem Bildschirm verwenden.

Intels Open-Source-Entwickler hatten die von einem Ubuntu-Entwickler beigesteuerte Xmir-Unterstützung erst am 4. September in ihren Entwicklerzweig integriert, aus dem etwas später am selben Tag die erste Vorabversion des X.org-Intel-Treibers 3.0 hervorging. Drei Tage darauf hat ein Intel-Entwickler die Änderung revidiert –zur Erklärung heißt es lediglich: "Ordered-by: The Management". Kurz darauf hat der Intel-Entwickler eine neue Vorabversion des Treibers veröffentlicht, dessen Freigabemail der Sache immerhin einen Satz spendiert: Das Intel-Management akzeptiere und unterstütze den von Canonical eingeschlagen Weg nicht, daher werde man die Xmir-Unterstützung nicht in die Quellen des Intels-Treibers integrieren.

Einer von Canonicals Mir-Entwicklern zur Integration der Xmir-Unterstützung in den Intel-Treiber.

(Bild: Google+ )

Canonical muss die Xmir-Patches für den Intel-Treiber jetzt selbst pflegen und in den Treiber-Quellcode einbauen, den Ubuntu einsetzt. Das ist keine große Hürde, erschwert dem Unternehmen aber die Arbeit; auch Ubuntu-Anwender, die einen neuen Intel-Treiber einspielen wollen, werden sich sich mit der Problematik auseinander setzen müssen.

Intel unterstützt schon seit längerem die Entwicklung des alternativen Display-Servers Wayland, der bis zur Vorstellung von Mir als ausgemachter Nachfolger des traditionellen X Window System galt, das modernen Anforderungen nicht mehr entspricht. Mir hatte von Anfang an Kritik auf sich gezogen – daran tragen die Mir-Entwickler eine Mitschuld, denn sie haben die Erfindung von Mir unter anderem mit angeblichen Defiziten der Wayland-Display-Architektur begründet, die es gar nicht gab. Sowohl Gnome als auch KDE wollen Wayland, nicht aber Mir unterstützen; auch die verschiedenen Ubuntu-Derivate von Kubuntu bis Ubuntu Gnome wollen Mir nicht einsetzen. Erfunden wurde Wayland von Kristian Høgsberg in seiner Zeit bei Red Hat; seit einigen Jahren arbeitet er bei Intel.

Siehe dazu auch:

(thl)