Open Source auf freiem Fuß

Die meisten denken, wenn sie Open Source hören, zuerst an Linux oder andere freie Softwareprojekte. Doch auch draußen in der nicht-digitalen Welt gibt es Projekte, die nach den Prinzipien von freier Software handeln.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Jakob Lochner
Inhaltsverzeichnis

Unternehmen müssen Gewinn machen, um zu überleben. Dabei passiert es hin und wieder, dass die Qualität der Produkte als zweitrangig eingestuft wird. In Projekten rund um Creative Commons, Open Source und freie Software ist das anders: Das Produkt und der Konsument stehen im Vordergrund. Produkte sollen möglichst gut und technisch fortgeschritten und der Konsument möglichst frei in der Handhabung des Produkts sein. Außerdem soll die Abhängigkeit von einem einzelnen Unternehmen so gering wie möglich gehalten werden.

(Bild: Wikimedia: Brighterorange)

Umsetzung findet diese Idee vor allem in der Softwarebranche. Zahlreiche Open-Source-Projekte sind die besten Beispiele dafür. Viele Privatpersonen und Firmen arbeiten gemeinsam an einem solchen Projekt und das Endprodukt gehört keiner Firma, sondern der Allgemeinheit. Jeder hat das Recht, es zu benutzen, zu verändern und nach Belieben anzupassen.

So müssen neue Firmen ihre Software nicht von Grund auf neu programmieren, sondern können auf bereits existierende Software aufsetzten, die Entwicklung in eine beliebige Richtung fortsetzen und so die ursprüngliche Software verbessern.

Das Ganze funktioniert aber nur, wenn Verbesserungen auch wirklich wieder zurück in das Ursprungsprojekt fließen und nicht der Allgemeinheit vorenthalten werden. Um dies sicher zu stellen, zwingen Lizenzen wie die GNU General Public License (GPL) den Nutzer dazu, veränderte Versionen von GPL-Software wieder unter GPL zu veröffentlichen.

Diesen Ansatz findet man nicht nur im digitalen Bereich. Projekte wie Openmoko und Openpandora haben sich als Ziel gesetzt, nicht nur die Software, sondern auch die Hardware möglichst offen zu gestalten. Doch auch diese Projekte haben eine enge Verbindung zum Internet und der digitalen Welt.

Das Projekt Open Source Ecology entwickelt weder Software noch Computerhardware. Ziel des Projekts ist es, Open-Source-Alternativen zu herkömmlichen Maschinen wie zum Beispiel einem Traktor zu entwickeln.

Hinter dem Projekt steht ein Netzwerk aus Landwirten, Ingenieuren und anderen Unterstützern. Ihr Hauptprojekt ist das Global Village Construction Set (GVCS), eine Sammlung von 50 quelloffenen Maschinen, mit denen man eine moderne Zivilisation aufbauen können soll. Bestandteile der Sammlung sind unter anderem ein Traktor, ein Zementmischer, ein Bulldozer, ein Auto, eine Windturbine und ein 3D-Drucker.

Die Geräte werden von mehreren Gruppen in der USA konstruiert und dann auf der "Factor e Farm" im ländlichen Missouri gebaut und getestet. Gegründet wurde das Projekt 2003 von dem Physiker Marcin Jakubowski.

Das Open-Hardware-Projekt hat bis jetzt noch keine Maschine komplett fertiggestellt. Fünf Geräte haben bereits das Prototypestadium verlassen, acht werden noch getestet und sechs sind in der Entwicklung. Die Dokumentationen der Maschinen stehen in Projekt-Wiki zur freien Verfügung und können auch von Laien nachgebaut werden.

Global Village Construction Set (7 Bilder)

LifeTrac

Der Traktor im GVCS (Bild: CC-BY-SA OpenSourceEcology)


Das GVCS setzt auf ein modulares System: Die einzelnen Maschinen können verschieden miteinander kombiniert werden und sind teilweise Voraussetzung für größere Apparaturen. Module wie zum Beispiel der "Power Cube", ein hydraulischer Generator, werden von mehreren Maschinen benötigt und können je nach Bedarf ausgetauscht werden.

Finanziert wird das Projekt durch eine Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter und durch Gelder der Shuttleworth Foundation.

LifeTrac ist der Traktor im Global Village Construction Set. Er verfügt über einen hydraulischen Vierradantrieb und hat 18 bis 75 PS. Als Energiequelle wird der Power Cube verwendet. Weitere benötigte Module sind der hydraulische Motor und der Induktionsofen. Zum Arbeiten kann der Open-Source-Traktor mit weiteren Modulen bestückt werden, beispielsweise einer Rückschaufel oder einer Ackerfräse. Auch selbst konstruierte Erweiterungen sind möglich.

LifeTrac ist minimalistisch gebaut und leicht erweiterbar. Zum Erhöhen der Leistung muss man zum Beispiel nur weitere Power Cubes einbauen. Bei der Entwicklung wurde darauf geachtet, dass der Traktor leicht zerlegbar ist und somit auch gut repariert werden kann. Auch kann man problemlos Bestandteile ausbauen und diese bei einem anderen Gerät wieder einbauen. Auch beim Treibstoff wird auf Flexibilität gesetzt. So kann man lokale Biomasse, zum Beispiel Heu, statt Diesel oder Benzin nutzen.

Dank Eigenbau und kostengünstiger Bauteile ist der Traktor auch ohne großes Kapital finanzierbar. Die Entwickler veranschlagen 6300 Dollar für die benötigten Einzelteile und rechnen bei zwei Leuten mit acht Stunden für den Aufbau, den sie in einem Video dokumentieren.