Rolle des Internet bei den Wahlen nicht überschätzen

Es geht auch offline: Die Nutzung von Facebook, Twitter und Co. sollte man nicht überschätzen, und eine Wahl per Internet lehnen Verantwortliche wie die niedersächsische Wahllleiterin nach wie vor strikt ab.

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Zumindest in Wahlkampfzeiten nimmt die Bedeutung von Facebook, Twitter und Co. bei den rheinland-pfälzischen Parteien zu. Dabei fanden Wissenschaftler jetzt heraus: Die Nutzung von politischen Social-Media-Auftritten ist eher gering.

Denn ob Straßenrand oder Internet-Plattform: Freundliche Gesichter der Politpromis lächeln auf Wahlplakaten und Web-Seiten. Für viele Kandidaten sind soziale Medien wie Facebook und Twitter zu wichtigen Kommunikationskanälen geworden. Doch wie eine dpa-Umfrage ergab, stimmen die Landtags-Parteien – zumindest in Rheinland-Pfalz, wo die Untersuchung lief – darin überein, dass sich nicht alle Wähler mit Hashtags, Retweets und dem gefällt mir-Button auskennen.

Medienwissenschaftler wie der Mainzer Medienwissenschaftler Dr. Marco Dohle vom Institut für Publizistik der Mainzer Johannes-Gutenberg Universität bestätigen diese Einschätzung. Bisherige Studien würden darauf hinweisen, dass die Nutzung von Social-Media-Auftritten von Parteien oder von Politikern eher gering sei, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen. Eine traditionelle Wähleransprache via Fernsehspots und Wahlplakaten würde weitaus mehr Menschen erreichen; gleiches gilt für die Berichterstattung der klassischen Medien wie Fernsehen und Tageszeitungen. Repräsentative Umfragen in Deutschland belegten, dass nur ein geringer Teil der Bevölkerung soziale Online-Netzwerke oder Dienste wie Twitter nutze, um sich politisch zu informieren. Damit erreichte man vor allem solche Menschen, die ohnehin die eigene politische Position unterstützten – wie Parteimitglieder.

Das Internet spielt also längst nicht für alle BürgerInnen und WählerInnen eine so wichtige Rolle wie für die Twitter- und Facebook-User. Zu dieser Einschätzung passt die Ansicht der Landeswahlleiterin von Niedersachsen, Ulrike Sachs, die von einer Wahl per Internet nichts hält. Mit Blick auf die aktuellen Erkenntnisse, was alles ausgespäht würde, solle man das Wahlgeheimnis nicht zum Spielball machen, sagte die Referatsleiterin aus dem Innenministerium in Hannover. Das Bundeswahlgesetz sehe jedenfalls eine Online-Wahl nicht vor. Und selbst beim Online-Banking komme es immer wieder zu Störungen. Es habe in der Vergangenheit verschiedene Versuche der Online-Wahl gegeben, etwa bei Studentenparlamenten, aber in puncto Sicherheit seien das wohl keine überzeugenden Modelle.

Vor diesem Hintergrund vielleicht nicht so überraschend: In vielen Städten gibt es schon jetzt mehr Briefwähler als bei der letzten Bundestagswahl ... (mit Material von dpa) (uh)