Energiewende: Vattenfall fördert Braunkohle und fordert Ausbauplan bei erneuerbaren Energien

Vattenfall erwartet eine wichtige Rolle für die Braunkohle bei der Energiewende. Nicht alle sind aber so begeistert über Braunkohle-Abbau und -Nutzung: In der Lausitz gibt es Widerstand gegen den Braunkohle-Tagebau.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 179 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Das Vattenfall-Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe

(Bild: Vattenfall)

Der Energiekonzern Vattenfall Europe erwartet von der neuen Bundesregierung einen realistischen Zeitplan für den Ausbau der erneuerbaren Energien. "Diese Ausbauziele müssen an die Entwicklung der Netz- und Speicherkapazitäten angepasst werden", sagte der Vorstandschef der Lausitzer Braunkohlensparte, Hartmuth Zeiß, gegenpber dpa. Die Einspeisung von erneuerbaren Energien verursache zunehmend Stress im deutschen Stromnetz, das dafür nicht ausgelegt sei.

"Zurzeit haben wir mit der erneuerbaren und der konventionellen Erzeugung zwei parallele Energieversorgungssysteme", erläuterte Zeiß. Diese müssten zusammengebracht werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Vattenfall werde sich durch die Weiterentwicklung seiner flexiblen Braunkohlekraftwerke auf die wechselhafte Einspeisung von Wind- und Sonnenenergie einstellen.

"Durch den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie im Zuge der Energiewende kommt auf die Braunkohlewirtschaft eine größere Verantwortung für Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu", betonte Zeiß. Wenn die Braunkohle nicht durch zusätzliche Abgaben belastet werde, könne sie diese Aufgabe erfüllen. Vattenfall förderte 2012 in der Lausitz mit 62 Millionen Tonnen Rohbraunkohle ein Drittel der deutschen Produktion. Weitere 102 Millionen Tonnen entfielen auf das rheinische Revier, und rund 20 Millionen kamen aus Mitteldeutschland. Aus der Kohle wird meist Strom erzeugt.

Die Nutzung der Braunkohle stößt aber bei weitem nicht überall auf so viel Begeisterung wie bei Vattenfall und dem Braunkohleverband. Die Polizei ist in der Nacht zum Dienstag gegen angekettete Umweltschützer auf den Eisenbahngleisen in Welzow in der Lausitz vorgegangen. Die Greenpeace-Aktivisten aus Schweden und Deutschland protestierten mit ihrer Aktion seit dem frühen Montag gegen einen weiteren geplanten Braunkohle-Tageabbau des Energiekonzerns Vattenfall. Ziel war es, Kohletransporte der Bahn und die Bauerweiterung zu stoppen. Am frühen Dienstagmorgen war die Polizei immer noch damit beschäftigt, die Aktivisten von den Gleisen zu holen.

Ein Polizeisprecher in Potsdam erläuterte, bei der Aktion sei schweres Gerät eingesetzt worden, das die Bundespolizei zur Verfügung stellte. Der Einsatz gestaltete sich kompliziert, da sich in den Kästen, in denen die Angeketteten mit ihren Armen verankert sind, auch Beton befindet. Auf den Gleisen im Tagebaugebiet Welzow-Süd fahren Kohle-Züge für Vattenfall-Kraftwerke. Wie Vattenfall mitteilte, führte die Unterbrechung des Kohletransports wegen der Protestaktion zu einer angespannten Situation für den Betrieb der drei Kohlekraftwerke Jänschwalde, Schwarze Pumpe und Boxberg sowie den Veredlungsbetrieb in Schwarze Pumpe.

In dem 2000 Hektar großen Teilabschnitt Welzow-Süd II, von dem etwa 90 Hektar zu Sachsen gehören, liegen schätzungsweise 200 Millionen Tonnen Kohle. Mit dem Brennstoff will Vattenfall Europe das Kraftwerk Schwarze Pumpe bis 2040 beliefern. Gegen diese Pläne hatte es im ersten Beteiligungsverfahren 2011/2012 etwa 5000 Hinweise gegeben – von Bürgern, Umweltverbänden, Behörden und Firmen. Deshalb legte die Landesplanungsbehörde die Pläne von Ende Juni bis 17. September erneut aus.

Am Montag übergaben Umweltschützer 112.157 Einwände an die zuständige Behörde in Cottbus, wie der brandenburgische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mitteilte. "Das ist die bisher erfolgreichste Unterschriftensammlung gegen einen neuen Tagebau, die es jemals in Deutschland gab", sagte Daniela Setton, Referentin Energiepolitik der Klima-Allianz Deutschland. Am heutigen Dienstag endet die Frist für die öffentliche Auslegung der Unterlagen zur Vergrößerung des Tagebaus. Dann will im Gegenzug der Verein "Pro Lausitzer Braunkohle" der Landesplanung in Cottbus Unterschriften übergeben. (jk)