Parkplatz-Sharing: Marktlücke Privatparkplätze

Parkraum ist in vielen Innenstädten knapp. Doch ebenso wie Autos die meiste Zeit ungenutzt herumstehen, gibt es auch genug brachliegenden Parkraum. Zum Beispiel private Stellplätze, die verwaisen, wenn Autofahrer im Urlaub oder bei der Arbeit sind. Hier setzt das Parkplatz-Sharing an

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Von
  • Florian Pillau

Parkraum ist in vielen Innenstädten knapp. Doch ebenso wie Autos die meiste Zeit ungenutzt herumstehen, gibt es auch genug brachliegenden Parkraum. Zum Beispiel private Stellplätze, die verwaisen, wenn Autofahrer im Urlaub oder bei der Arbeit sind. Hier setzt das Parkplatz-Sharing an.

Viele private Parkplätze bleiben oft ungenutzt und sollen jetzt zugänglich gemacht werden. 

(Bild: fpi)

Einige Unternehmen haben ungenutzte Parklücken als Marktlücke entdeckt. Zu den jungen Firmen zählt das Start-up Parkinglist. Seit Juni ist die gleichnamige Internetplattform online. Das Prozedere funktioniert so wie bei den noch wenigen Wettbewerbern, die Parkplace.de oder Unserparkplatz.de heißen: Die einen bieten gegen eine Vermittlungsgebühr ihren Stellplatz an, wenn dieser ungenutzt ist. Die anderen buchen ihn.

Bei Parkinglist können sich Autofahrer freie Parkplätze auf einer Karte anzeigen lassen. Über die Website oder eine kostenlose Smartphone-App wird gebucht und auch bezahlt. Als Gegenleistung bekommt der Kunde eine Parkplatzgarantie. Den Preis bestimmen die Parkplatzanbieter. "Wir empfehlen allerdings, dass man konkurrenzfähig zu den umliegenden Stellplätzen bleibt", sagt Fouad Banit, einer der Gründer von Parkinglist. Noch funktioniert das Ganze eher theoretisch, denn die Plattformen sind erst seit kurzem online. Die Zahl der Nutzer und Parkplätze ist noch gering.

Dass sich Parkplatz-Sharing für die Suchenden lohnen kann, zeigt eine Umfrage unter Autofahrern durch das Unternehmen Apcoa Parking, einen Betreiber von Parkhäusern: Eine Parkplatzsuche dauert demnach im Durchschnitt zehn Minuten, dabei werden 4,5 Kilometer zurückgelegt, und es entstehen Fahrzeugkosten samt Treibstoff und Verschleiß von 1,35 Euro. Könnten Autofahrer ohne Umschweife einparken, wäre zudem wertvolle Zeit gewonnen und die Umwelt ein bisschen weniger belastet. Denn je Parkplatzsuche entweichen dem Auspuff der Umfrage zufolge 1,3 Kilogramm CO2.

Die Betreiber der Sharing-Plattformen nennen zwar keine konkreten Zahlen, machen aber ebenfalls einen positiven Effekt auf die Umwelt aus: Parkinglist spricht von einem "Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz", weil durch die effizientere Stellflächennutzung der Suchverkehr abnehme. Weil es noch nicht so viele aktive private Parkplatz-Teiler gibt, sollen über die Plattformen vermehrt auch Parkplätze im öffentlichen Raum - in Parkhäusern oder an Flughäfen - vermittelt werden. "Wir sind gerade in der Akquisephase", sagt Fouad Banit von Parkinglist.

Bei Tiefgaragen und anderen abgeschlossenen Plätzen stellt sich die Frage nach dem Zugang.

(Bild: ADAC)

Welches Potenzial das neue Teil-Konzept hat, zeigt eine Einschätzung des ADAC: Der Münchener Autoclub mutmaßt, dass in manchen Zentren zu Stoßzeiten umherirrende Stellplatz-Suchende 40 Prozent des gesamten Straßenverkehrs ausmachen. "Wenn durch Parkplatz-Sharing tatsächlich weniger Verkehr zustande kommt, wäre das natürlich begrüßenswert", sagt Anja Smetanin vom umweltorientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Rechtlich steht dem Parkplatz-Sharing laut VCD nicht viel entgegen: Wer seinen Stellplatz selbst besitzt, kann ihn ohne Umschweife über das Internet anbieten. Wer ihn nur gemietet hat, muss die Nutzung durch Dritte abklären. "Wie bei einer als WG genutzten Wohnung muss dies dann mit dem Vermieter abgestimmt werden", sagt die VCD-Sprecherin.

Ein Problem in der Praxis könnte es aber bei Tiefgaragenplätzen oder privaten Stellplätzen in zugangsbeschränkten Parkhäusern durch Schranken an der Einfahrt geben. Auch für Toreinfahrten werden oft Schlüssel oder Zugangskarten und -codes benötigt. An dieser Stelle stehen die Parkplatz-Sharing-Anbieter vor Hürden. "Uns ist das viel zu kompliziert, für einen Tag einen Schlüssel zu tauschen", sagt Denise Schuster, Geschäftsführerin bei Unserparkplatz. Wenn sich Stellplätze also hinter verrammelten Toreinfahrten oder hinter Schranken verbergen, finden sich diese nicht auf der Website.

Bei Parkinglist dagegen möchte man künftig auch solche Plätze verfügbar machen - mittels Smartphone. "Die entsprechende Technologie gibt es schon", sagt Fouad Banit. Wenn sowohl das Telefon als auch Parkbarrieren mit der Funktechnik NFC (Near Field Communication) oder RFID-Chips ausgerüstet seien, ließen sich auch zugangsbeschränkte Parkplätze vermitteln.

Aber auch unabhängig davon ist der brachliegende Parkraum in Innenstädten groß. Wie viele nutzbare Privatstellplätze es gebe, sei zwar nur schwer zu ermitteln, sagt Denise Schuster von Unserparkplatz. Nach ihrer Schätzung gibt es in Großstädten ab 500.000 Einwohnern insgesamt aber etwa 100.000 unausgelastete private Stellplätze. "10 bis 15 Prozent davon kommen für uns infrage."

Das wären immerhin 10.000 bis 15.000 Stellplätze in Städten wie Berlin, Hamburg, Köln oder München. Würden diese effizienter genutzt, wäre das Parkplatzproblem in überfüllten Citys zwar "nicht zur Gänze gelöst", sagt Schuster. Doch es wäre mit einer neuen Idee angegangen. Ob das Konzept aufgeht, wird sich noch zeigen.

(dpa) (fpi)