Semantic Desktop für KDE

Nepomuk kommt als Modul für den Linux-Desktop und liegt in Grundzügen auch für Windows und Macintosh vor.

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Menschen gruppieren Informationen normalerweise nach Themen und merken sich dann Beziehungen zwischen Objekten – etwa den Zusammenhang zwischen einer Person und der Firma, für die diese arbeitet. Computern dieses Konzept ebenfalls beizubringen, ist seit Jahren Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Arbeit. In letzter Zeit konzentriert sich die Forschung dabei vor allem auf die Idee des "Semantic Web", der semantischen Aufbereitung von Internet-Angeboten, um beispielsweise Suchmaschinen zu verbessern. Ein europäisches Forschungsvorhaben versucht nun, diese Technik auf den PC-Schreibtisch zu holen: Das so genannte Nepomuk-Projekt arbeitet am "Semantic Desktop".

Die Koordination hat das deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI) übernommen. Die Projektteilnehmer arbeiten bereits seit drei Jahren an einer Software, die sinnvolle Verbindungen zwischen Dateien auf einem einzelnen Rechner aufspüren soll. Die dabei entstandene Technik liegt inzwischen für verschiedene Plattformen vor und ist seit Kurzem standardmäßig als Komponente in der Linux-Benutzeroberfläche KDE enthalten, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Die Semantic-Desktop-Idee ist nicht neu. Die Nonprofit-Organisationen Open Source Applications Foundation sowie SRI arbeiteten bereits an ähnlichen Projekten. Viel kam dabei bislang allerdings nicht heraus. Das Problem: Es ist nach wie vor sehr schwer, gute semantische Informationen automatisch zu generieren. Damit die Technik funktioniert, müssen Nutzer Dateien und Dokumente häufig selbst entsprechend markieren. Fehlt es jedoch an praktischen Anwendungen für dieses "Tagging", sind Nutzer auch nur schlecht zu motivieren, die notwendigen Metadaten zu erstellen.

Nepomuk unterscheidet sich von früheren Ansätzen durch eine praxisnähere Vision, meint Ansgar Bernardi, stellvertretender Leiter des Forschungsbereiches Wissensmanagement am DFKI. Die Software ergänzt viele semantische Informationen bereits selbst und ermutigt den Nutzer, weitere Inhalte beizutragen, weil ihm das hilft, Dateien später wieder aufzufinden. Außerdem enthält das Werkzeug eine einfache Methode, bereits angelegte Informationen mit anderen Nutzern auszutauschen.

Die Software generiert semantische Informationen mit Hilfe eines Crawler-Programms, das den Rechner durchkämmt und dabei so viele Dateien wie möglich mit Zusatzinformationen versieht. Diese auch von Suchmaschinen bekannten Werkzeuge gehen beispielsweise das Adressbuch eines Nutzers durch und suchen nach Dateien, die mit den darin gefundenen Personen zusammenhängen könnten. Nepomuk kann dann eine Datei, die von einer bestimmten Person abgeschickt wurde, mit einer Firma korrelieren, für die sie arbeitet. Neben der KDE-Version sind grundlegende Technologien aus Nepomuk auch für Windows und Mac OS X verfügbar.

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(bsc)