Jacob Appelbaum: „Schafft die E-Mail ab“

Für den Kryptospezialisten und Tor-Mitbegründer Jacob Appelbaum ist eine Restrukturierung des Internets unumgänglich. Vor allem E-Mail müsse durch sicherere Kommunikationswege ersetzt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 312 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jens Lubbadeh

Was müssen wir tun, um in Zeiten globaler Überwachung das Netz widerstandsfähiger und sicherer zu machen? In einem Interview in der aktuellen Ausgabe von Technology Review (hier zu bestellen) beklagt Jacob Appelbaum, dass Firmen und die US-Regierung zu großen Einfluss auf vitale Teile des Internets hätten. „Das müssen wir ändern. Dafür brauchen wir nicht das alte System vollständig aufzugeben, aber wir müssen es erweitern.“ Vor allem müsse es mithilfe von Peer-to-Peer-Netzwerken dezentralisiert werden und durch alternative Namensverzeichnisse wie GNS die derzeitige Hoheit von Verisign bei der Namensvergabe von Adressen aufzuteilen.

Appelbaum sieht als großen Schwachpunkt in der globalen Kommunikation das derzeitige E-Mail-System. „Diese Technologie ist nicht gut genug.“ Sie biete Privatsphäre „auf dem Niveau des 19. Jahrhunderts“, so Appelbaum. Es gebe keine Möglichkeit, E-Mail in der derzeitigen Form sicher zu machen. Auch das Verschlüsselungsverfahren PGP sei keine Alternative, „weil es nicht hundertprozentig sicher und zudem ein Albtraum in Sachen Benutzerfreundlichkeit ist.“

Zuversichtlich ist Appelbaum hinsichtlich Verschlüsselung. „Ich glaube nicht, dass es der NSA gelingen wird, unsere besten Verschlüsselungssysteme zu knacken. Die Mathematik ist zu gut.“ Trotzdem müssten noch manche Probleme gelöst werden, zum Beispiel das der Folgenlosigkeit und des Schutzes der Metadaten. Das größte Problem sieht Appelbaum aber nicht in der Verschlüsselungstechnik sondern im Zugang zu ihr: „Sichere Verschlüsselung muss Standard sein – und zwar in jedem Smartphone.“

Mehr in Technology Review 10/2013:

(jlu)