Neuer Statistikdienst für Blogs

Mit Blogoscoop ist nun ein neuer Statistikdienst auch für die Allgemeinheit online verfügbar, der auch den "Long Tail" der deutschsprachigen Blogosphäre erschließen will.

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Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Mit Blogoscoop ist nun ein neuer Statistikdienst auch für die Allgemeinheit online verfügbar, der den "Long Tail" der deutschsprachigen Blogosphäre mit den privaten Blogs, die alles von "Katzen-Content" über die Familiengeschichte bis zu hochspezialisierten Fachinfos bieten, erschließen will. Webentwickler Martin Kunzelnick setzt auf multiple Messzahlen. Grund: Er will nicht Optimierern verschiedenster Art in die Hände spielen, die den letzten Dienst dieser Art, nämlich den Blogscout von Dirk Olbertz, so unter Beschuss genommen hatten, dass Olbertz zuletzt keinen Sinn mehr in seiner Arbeit sah. Kunzelnick will außerdem den Long Tail auch erfassen, was den bislang bekannten Listen nicht gelänge, da diese sich nur auf ein Kriterium konzentrierten.

Als 30-Tage-Grafik gibt es bei Blogoscoop deshalb den Technorati-Rang nach Links und Authority, den Google Pagerank und Platzierung in den Rivva-Leitmedien, aber auch bislang unzugängliche Daten wie Seitenaufrufe oder die Anzahl von Artikeln und Kommentaren. Nutzer können Rankings nach verschiedenen Messzahlen und verschiedenen Zeiträumen erstellen. So lässt sich etwa auf einen Blick sehen, welche Blogs zum Thema "Software", "Fotografie" oder "Musik" in der letzten Woche oder im letzten Monat die meisten Besucher, aber auch die meisten Kommentare hatten. Weil die Rankings nach "Tags" erstellt werden können, lassen sich auch Ranglisten für vermeintliche Nischenthemen wie "Wein" oder "Fußball" erstellen. Martin Kunzelnick meint: "Es gibt inzwischen auf Blogoscoop 15 Weinblogs, die nach einem Monat ein Ranking erstellt haben."

Bloggerinnen sind bislang kaum vertreten – vielleicht ein Grund dafür, dass beliebte Nischenthemen wie "Garten" oder "Stricken" noch fehlen. Blogs, "die sich nicht korrekt verhalten", etwa reinen Spam oder illegale Inhalte enthalten, können gemeldet und von Blogoscoop ausgeschlossen werden. Verantwortlich für den Dienst sind der Webentwickler Martin Kunzelnick, der IT-Journalist Jan Tißler und bis vor Kurzem auch der Unternehmensberater Matthias Schwenk, die wohl alles in ihrer Freizeit realisiert haben. "Bislang gab es im Wochenrhythmus Verbesserungen," erzählt Kunzelnick. Dabei fallen jede Woche etwa 25 Arbeitsstunden an. Er greift konstruktive Verbesserungsvorschläge und Wünsche der Nutzer auf. Einen verbindlichen "Blogcounter" mit einer Messzahl wird es vorerst nicht geben. Eventuell soll es jedoch, wenn wichtige Verbesserungsvorschläge abgearbeitet sind, einen Blogoscoop-Kombifaktor geben, der die verschiedenen Messfaktoren vereint. Auch plant Kunzelnick die "dezente" Einbindung von Werbung in Form von Bannern oder Sponsoring, um die Infrastrukturkosten von etwa 100 Euro im Monat aufzufangen.

Tißler hofft, "dass viele mitmachen und dass es bald valide Rankingzahlen gibt." Für ihn als "Statistikjunkie" sei es "genau der richtige Dienst". Bislang habe man in Diskussionen um Reichweite und Relevanz der Blogosphäre nach dem Aus von Blogscout keine Zahlen mehr zur Hand gehabt: "Man weiß ja, wie viel Traffic die Verlage haben, aber nicht, wie viel die Blogs haben." Langfristig könnten die Blogoscoop-Zahlen auch interessant für Mediaplaner sein, die in Blogs Werbung schalten wollen. Denn so können sie etwa die Visits aller Kochblogs mit den Verkaufszahlen etablierter Kochzeitschriften vergleichen und damit eine Art horizontales Medienranking erstellen. Kunzelnick betont: "Wir haben keine größeren Pläne für die Monetarisierung. Wir begeistern uns einfach für Blogs und wollen schnell und einfach andere, neue oder ähnliche Blogs im Long-Teil finden können." Zum jetzigen Zeitpunkt verfügt Blogoscoop jedoch noch mit rund 700 Blogs über zu wenige Blogs, um nur annähernd repräsentative Zahlen bieten zu können.

Auf Datenschutz und -kontrolle scheint Blogoscoop genau zu achten. Martin Kunzelnick betont, dass die Veröffentlichung der statistischen Daten freiwillig ist. Jeder Nutzer kann die Datenfreigabe für sein eigenes Profil detailliert konfigurieren. Voraussetzung für die Zählung ist die Einbettung eines kleinen Scripts im eigenen Blog, das nicht zwingend mit einer Grafik verbunden ist. Es lässt sich auch unsichtbar einbetten. Jan Tißler betont, dass keiner der Beteiligten es mag, zu etwas gezwungen zu werden – "entsprechend halten wir das auch so". Zur Offenheit des Dienstes gehöre auch, dass die erzeugten Daten als CSV-Datei exportiert werden können.

Siehe dazu auch:

(Christiane Schulzki-Haddouti) / (jk)