Auf dem Schießstand: Die Pistole aus dem 3D-Drucker

Reicht für die Herstellung einer scharfen Pistole wirklich eine CAD-Vorlage aus dem Internet und ein billiger 3D-Drucker, oder geht der Schuss nach hinten los? Wir haben einen Test riskiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 295 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter König

Im Mai hat die US-amerikanische Gruppe namens Defense Distributed CAD-Dateien für eine Schusswaffe veröffentlicht, die sich auf einem 3D-Drucker herstellen lässt. Seitdem wollen nicht nur Regierungen und Polizeibehörden wissen, ob die Konstruktion in der Praxis funktioniert und wie viel Gefahr von unkontrolliert produzierten Plastikpistolen ausgeht – auch c't wird diese Frage immer wieder gestellt.

Bei bisherigen Tests der Waffe namens Liberator kamen allerdings meist industrielle 3D-Drucker zum Einsatz. Deshalb hat c't Hacks in Kooperation mit Radioeins vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) den Versuch gestartet, eine funktionsfähige Pistole auf einem 3D-Drucker herzustellen, der auch für Privatanwender erschwinglich ist. Bei diesem Projekt arbeiteten wir zudem mit einem professionellen Büchsenmacher zusammen, um die in Deutschland geltenden Vorschriften für die Herstellung von Schusswaffen einzuhalten.

Ohne Waffenherstellungserlaubnis geht nichts: Die Pistole aus dem 3D-Drucker in den Händen des Büchsenmachers.

Das Ergebnis: Die aus Plastik in 3D-gedruckte Mechanik funktioniert zunächst erschreckend gut. Die Kunststofffedern entwickeln genügend Schlagkkraft, um eine Patrone zu zünden. Auf dem Schießstand löste sich bei acht Versuchen allerdings kein einziger Schuss, da der Schlagbolzen die Patrone nicht an der richtigen Stelle traf. Die Achsen von Hahn und Lauf klafften um Millimeter auseinander.

Die Ursache hat System: Die günstigen 3D-Drucker benutzen zwar dasselbe Fertigungsverfahren und auch das gleiche Druckmaterial wie die von Defense Distributed eingesetzte industrielle Maschine. Allerdings kämpfen 3D-Drucker für unter 3000 Euro fast durchweg mit dem Problem, dass sich Kunststoffteile beim Abkühlen etwas verziehen. Das massive Mittelstück der Liberator-Pistole wird daher wahrscheinlich aus jedem günstigen 3D-Drucker leicht windschief herauskommen und deshalb höchstens durch Zufall funktionsfähig sein.

Auf dem Schießstand wird die Pistole per Schnur ferngezündet – aus der Hand feuern wäre zu riskant.

Diese Einschätzung gilt aber nur für den Moment: Falls sich die 3D-Druck-Technik für ambitionierte Amateure, FabLabs und Heimanwender so schnell weiterentwickelt wie in den vergangenen paar Jahren, dann werden wohl bald auch günstige Geräte genügend maßhaltige Werkstücke produzieren können, die sich zu gefährlichen Waffen zusammensetzen lassen. Und schon jetzt müssen die Betreiber von mehr oder minder öffentlich zugänglichen hochwertigen 3D-Druckern an Universitäten oder bei Dienstleistern genau darauf achten, was mit ihren Maschinen gedruckt wird. Zumindest letztere sind sich des Problems durchaus bewusst und nehmen Aufträge für Waffenteile explizit nicht an.

Den vollständigen Artikel über den Schusswaffentest lesen Sie in der c't-Ausgabe 22/13 ab Seite 80, die am Samstag an die Abonnenten geliefert wird und ab Montag am Kiosk zu haben ist. Weitere Hintergründe beschreibt ein ausführlicher Artikel in der kommenden Ausgabe der c't Hacks. Am heutigen Samstag widmet sich auch das Wissenschafts-Magazin "Die Profis" auf Radioeins intensiv dem Thema, fortgesetzt vom 7. bis 10. Oktober täglich in der Frühsendung "Der schöne Morgen". (pek)