Jugendschützer fordern Selbstkontrolle für Online-Spiele

Auf der Fachkonferenz Munich Gaming brachte der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz eine Selbstkontrolleinrichtung für Online-Spiele nach dem Modell der USK ins Spiel.

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Von
  • Monika Ermert

Eine neue Selbstkontrolleinrichtung für Online-Spiele, analog zur Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), forderte der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), Wolf-Dieter Ring, auf der Konferenz Munich Gaming in München. Alle Beteiligten müssten sich sachgerechten Lösungen nähern, riet Ring. "Wir brauchen auch die Vertreter der Spieleindustrie, die ihren Anteil zum Jugendschutz beitragen." Er halte eine "Vernetzung" über eine Selbstkontrolleinrichtung für wünschenswert.

Mögliche Gefahren für online spielende Kinder und Jugendliche sei einerseits die Suchtgefahr, sagte bei einer Podiumsdiskussion in München dazu gestern der Berliner Sozialwissenschaftler Thorsten Quandt. Bei fünf Prozent der "Viel- und Exzessivspieler" bestünde der Verdacht einer Abhängigkeit. Zudem bestehe bei Online-Spielen im Gegensatz zu klassischen Videospielen auch die Gefahr, dass Heranwachsende "in ihren Spieler-Gemeinden beispielsweise mit Sexdarstellungen konfrontiert, in Chats belästigt oder durch individuell modifizierte Gewaltinhalte negativ beeinflusst werden", mahnte Florian Rehbein vom Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) in Hannover.

Labels für Online-Spiele befürwortete auch Martin Lorber, PR-Chef des Spieleherstellers Electronic Arts. Von einer eigenen Selbstkontrolleinrichtung hält er dagegen nichts. "Es gibt eine eingeführte Institution", sagte Lorber als Antwort auf Rings Vorschlag, "das ist die USK". Für den Verbraucher spiele der Distributionsweg keine Rolle, online und offline sei kein adäquates Unterscheidungskriterium mehr. Jeder PC und praktisch jede Spielkonsole erlaube heute das Spielen übers Netz. Für die Anbieter könnte damit eine zweimalige Vorlage notwendig werden.

Andererseits spricht aus Lorbers Sicht nichts dagegen, für die Kennzeichnung von Online- oder Offline-Spielen auf die bei der USK vorhandenen Kompetenzen zurückzugreifen. Wie diese offline gestaltet werden müssen, darüber befindet nächste Woche der Deutsche Bundestag bei der Novelle des Jugendschutzgesetzes. Die aufgedruckten Labels sollen größer und sichtbarer werden. Ähnliche "visuelle Signale" auch für Internetspiele empfahl bei der Munich Games auch der Münchner Medienrechtler Johannes Kreile. PCs mit kindgerechten Voreinstellungen oder auch kindgerechte Zugänge bei den Providern befürwortete außerdem die Rundfunkreferentin der Bayerischen Staatskanzlei, Martina Maschauer.

Inwieweit die KJM mit ihrem Vorstoß für eine neue Selbstkontrollorganisation für Online-Spiele sich selbst zur Aufsicht über diesen Bereich aufschwingen möchte, geht aus der KJM-Meldung nicht hervor. Die KJM arbeitet derzeit mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia (FSM, für den Online-Bereich), und der Freiwilligen Selbstkontrolle Film (FSF, für den Bereich Fernsehen) zusammen. Vergleichbare Fragen der Zuständigkeit kommen auch durch die Abwanderung von Videos auf Online-Portale auf. (Monika Ermert) / (vbr)