Privatsphäre im Web: Do-not-Track-Standard droht das Aus

Die vom W3C favorisierte Technik zum Schutz der Privatsphäre verliert an Zuspruch. In der zuständigen Arbeitsgruppe gibt es nur noch eine hauchdünne Mehrheit für eine Fortsetzung der Arbeit, die Werbetreibenden haben sich ausgeklinkt.

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Von
  • Christian Kirsch

Do-not-Track (DnT) sollte die Privatsphäre Surfender so schützen, dass sowohl Verbraucher als auch Werbetreibende zufrieden sind. Per Klick im Browser dürften, so die Idee, Anwender entscheiden, ob sie das Protokollieren ihres Verhaltens im Web erlauben möchten. Serverbetreiber wiederum könnten frei entscheiden, ob sie diesen Wunsch respektieren möchten.

Nachdem sich die zuständige Arbeitsgruppe des W3C bisher nicht auf eine Definition von Tracking einigen konnte, steht nun das ganze Projekt auf der Kippe. In einer Abstimmung sprach sich nur eine hauchdünne Mehrheit für seine Fortsetzung aus, 20 von 43 Teilnehmern halten einen Verbleib in der Gruppe für nicht in ihrem Interesse, 17 plädierten gleich für deren Ende. Eine klare Mehrheit von 26 stimmte gegen den Vorschlag der Arbeitsgruppen-Leitung zum weiteren Vorgehen.

Mitte September 2013 hatte sich die Digital Advertising Alliance bereits aus dem Prozess verabschiedet. Die Lobby der US-Werbefirmen glaubte "nicht mehr, dass die Arbeitsgruppe fähig ist, die Entwicklung einer funktionierenden DnT-Lösung zu befördern".

Um das unter anderem von Mozilla und Google geförderte DnT gab es von Anfang an Konflikte. Microsoft hat es zwar ebenfalls in seinen Internet-Explorer eingebaut. Mit dessen gleichzeitig angebotenen Tracking Protection Lists (TPL) verfolgt es jedoch einen alternativen Weg: Diese URL-Sammlungen unterbinden technisch das Tracking bereits im Browser. Sie sind deshalb, anders als das bisherige DnT-Konzept des W3C, nicht auf die Kooperation der Werbetreibenden angewiesen. (ck)