Europol sieht Gefahr in Teams aus Hackern und Schmugglern

Im Hafen von Antwerpen wurden mehrere Firmen von Hackern attackiert, um Container mit wertvoller Ladung zu überwachen. Auftraggeber waren holländische Drogenschmuggler. Europol-Chef Wainwright warnt vor der neuen Komplizenschaft.

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Mindestens seit Juni 2011 beauftragten holländische Drogenschmuggler professionelle Hacker, um Computersysteme im Antwerpener Hafen auszuspionieren. Mit Hilfe der ausgespähten Daten verschob die Bande mutmaßlich Drogen im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro. Rob Wainwright, Chef von Europol, sieht in dieser Kooperation eine neue Art von Kriminalität und hofft auf mehr Technikwissen bei der Polizei. Regierungen und Parlamente sollten aber zusätzlich Gesetze erlassen, mit denen die "Ausnutzung des Internets" bekämpft werden könne, berichtet die BBC.

Die holländischen Drogenschmuggler suchten demnach im Internet den Kontakt zu einer Bande von belgischen Hackern. Diese assistierten den Kriminellen, indem sie zunächst via E-Mail Schadsoftware auf den Rechnern von mindestens zwei Firmen im Antwerpener Hafen einschleusten. Mittels des dadurch gewonnenen Direktzugriffs, konnten sie Standort und Ladung von Containern abrufen und eigene Lastwagen auf das Gelände schicken. Dort klauten sie noch vor Eintreffen der wahren Eigentümer die Container, in denen die Schmuggelware versteckt war.

Sichergestellte Technik der Hacker.

(Bild: //www.bbc.co.uk/news/world-europe-24539417:BBC )

Nachdem der Einbruch in die Netzwerke zwischenzeitlich entdeckt und eine Firewall installiert wurde, setzten die Hacker auf andere Maßnahmen. Sie stiegen direkt bei den Firmen ein und platzierten unter anderem Keylogger an den Computern. Außerdem präparierten sie Mehrfachsteckdosen, in denen Mini-Computer versteckt wurden. Mit der eingeschleusten Hardware erhielten sie drahtlosen Zugriff auf Tastatureingaben, konnten Screenshots von Monitoren abrufen und teilweise auch direkt auf Systeme zugreifen.

Zu einem unglücklichen Zwischenfall soll es trotzdem Anfang dieses Jahres gekommen sein. Im Januar war unter anderem bei Limburg auf einen LKW-Fahrer geschossen worden, der mit den Kriminellen nichts zu tun hatte. Er hatte in Antwerpen unwissentlich einen Container aufgeladen, der vermutlich Kokain enthielt.

Wie hoch die Gesamtsumme der geschmuggelten Drogen ist, ist unbekannt. Allerdings stellte die Polizei in einer Serie von Razzien Anfang des Jahres mehr als eine Tonne Kokain mit einem Straßenwert von rund 130 Millionen Pfund (circa 150 Millionen Euro) sicher. Heroin soll in gleicher Menge gefunden worden sein. Die Drogen wurden etwa in Bananen- oder Holzlieferungen aus Südamerika versteckt. Bei der Durchsuchung von mehr als 20 Wohnungen und Geschäften fand die Polizei überdies schusssichere Westen, Maschinengewehre, Schalldämpfer und 1,3 Millionen Euro in bar.

Europol-Chef Rob Wainwright.

(Bild: Wikipedia )

Europol-Chef Wainwright betonte gegenüber der BBC, dass Verbrechen, wie die im Antwerpener Hafen, in Zukunft zunehmen würden und schließt aus den Vorfällen, dass die Polizei wesentlich mehr Kenntnisse im Umgang mit Technik erlangen muss. Hilfe erwartet er sich hier aber auch von Regierungen und Parlamenten, die entsprechende Gesetze gegen die "Ausnutzung des Internets" erlassen müssten. Die Container-Firmen im Antwerpener Hafen versicherten unterdessen gegenüber der BBC, dass ihre Sicherheitssysteme mittlerweile verbessert wurden. (kbe)