Tauschhandel

Kein halbwegs informierter Nutzer des Internets traut der NSA über den Weg. Umso erstaunlicher, dass viele gleichzeitig Google ihre privaten und geschäftlichen Daten freiwillig vor die Tür stellen – denn Alternativen gibt es zuhauf.

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Inhaltsverzeichnis

Selbst wenn er böse sein will, nutzt der gepflegte Schuft Google. Die Suchmaschine dominiert nicht nur ihresgleichen, sondern stellt zudem die meistbesuchte Seite im Internet dar. Erstaunlich, da trotz des Mottos „Don’t be evil“ jedem Schurken klar ist, dass die Kalifornier in Belangen der Sammelwut selbst mit der staatlichen Konkurrenz in Form der NSA mithalten.

Heftig beworbene Angebote wie Bing bieten kein anonymisiertes Suchen. Eine Alternative ist DuckDuckGo, die Entwickler aus Pennsylvania legen nach eigener Aussage gesteigerten Wert auf den Datenschutz. Zum Teil spiegeln die Ergebnisse den US-amerikanischen Ursprung wider, und deutsche Seiten tauchen erst nach dem kurzen Bemühen des Scrollrads auf. Etwas Gewöhnung für den Umsteiger fordert der abgegrenzte Bereich über den Links: Hier verweist das Federvieh auf Seiten wie Wikipedia. Neben dem eigenen Crawler mischt die Suchmaschine weitere Quellen in die Liste.

Gigablast genügt für die meisten alltäglichen Suchen und stellt die Ergebnisse auch für Ixquick zur Verfügung. Während sich Erstere auf das US-Umfeld konzentrieren, zielen die Niederländer auf den europäischen Markt ab. Die Seite setzt ebenfalls auf umfassenden Schutz der privaten Daten. Wie von Google bekannt, verdient das Unternehmen sein Geld mit einem dicken Werbebalken, der jedoch eindeutig als solcher auftritt. Vom selben Entwickler stammt Startpage, das zwar die Ergebnisse von Google verwendet, den Nutzer dahinter jedoch anonymisiert. DuckDuckGo und die Angebote von Ixquick bieten auf ihren Startseiten Hintergrundinformationen zur eingesetzten Technik und dem Schutz der Daten. Allerdings muss man auf die Aussagen vertrauen, überprüfen kann man sie nicht.

Übersicht: Metasuchmaschinen bieten dem Nutzer mehr Auswahl und anonymisieren den Suchvorgang.

Zum Durchsuchen von mehreren Angeboten auf einmal bietet sich eine ausgewiesene Metasearch-Engine wie MetaCrawler an. Metager und die Nebenentwicklung Metager2 stammen aus Hannover. Bei allen Angeboten kann man die zu durchsuchenden Engines auswählen, das System anonymisiert die Anfragen. Während Metager eine umfangreiche Auswahl bietet, überprüft Metager2, ob die Suchwörter auf der Ergebnisseite wirklich vorkommen. Mehrere Seiten wie Ixquick basieren auf einem ähnlichen Prinzip, sie kombinieren einen Crawler mit weiteren Quellen wie Wikipedia.

Wer die Mühe nicht scheut, kann sich zudem an ein dezentrales System wagen. Peer-to-Peer-Suchmaschinen setzen nicht auf einen Server in der Mitte, sondern auf lokal indexierte Daten. Obwohl die Suche länger dauert, ist das System ausfallsicher, und man muss keinerlei Zensur befürchten. Dieser Ansatz findet sich bei YaCy, Seeks und FAROO. In einem Demo-Modus kann man die Systeme jedoch auch schon vor dem Installieren ausprobieren.

Mehr Datenschutz und das Bekämpfen eines Monopols dienen letztlich der Allgemeinheit; davon, einmal über den Zaun zu blicken, profitiert auch der einzelne Nutzer unmittelbar. Mit dem Anlegen eines Profils auf den Servern eines Anbieters bekommt der Anwender mit der Zeit immer dieselben Ergebnisse aufgedrückt und bewegt sich ausschließlich in einer Filterblase. Damit der Suchende nicht zum Blinden mutiert, lohnt es sich, zusätzlich andere Angebote zu bemühen und etwas Zeit zu investieren.

Alle Links: www.ix.de/ix1311151 (fo)