Studie: Nur 8,5 Prozent der Internet-Kriminalität wird angezeigt

Wie hoch ist die Dunkelziffer der Straftaten im Lande? Als bundesweiter Trendsetter leuchtete Niedersachsen das Umfeld durch eine Umfrage aus. Erste Ergebnisse scheinen nahezulegen: Das Ausmaß der Internet-Kriminalität ist höher als angenommen.

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Von
  • dpa

Die Fälle von Internet-Betrug sind in Niedersachsen etwa viermal so hoch wie bisher bekannt. Das zumindest legt das Ergebnis einer Studie nahe, die der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) im November offiziell in Berlin vorstellen will. Am heutigen Montag präsentierte er erste Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung, die das Dunkelfeld der Kriminalität ausleuchten soll. Demnach werden nur 8,5 Prozent aller computerbezogenen Straftaten angezeigt. Pistorius schaltete zudem eine Ratgeber-Plattform frei, die bei derartigen Fällen Hilfe bietet und kündigte eine Vortragsreihe zum Thema an.

Im Rahmen des ersten europäischen Monats zur Cybersicherheit betonte Pistorius: "Die Sicherheit im Internet wird eine der Kernfragen des 21. Jahrhunderts sein." Weite Teile der Bevölkerung seien aber nach wie vor der Meinung, das Thema Internet-Sicherheit betreffe sie nicht. Ähnlich wie beim Autofahren trage jeder Nutzer ein gewisses Maß an Verantwortung: "Wer heute ohne Virenschutz und Firewall im Internet unterwegs ist, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere", erklärte Pistorius, der die Studie alle zwei Jahre erneuern will.

Nach der Studie lag der Internet-Betrug 2012 beim Vierfachen aller gemeldeten Fälle, das Abfischen vertraulicher Daten ("Phishing") übers Internet beim Zehnfachen und die finanziellen Einbußen und der Datenverlust durch Computer-Viren oder Trojaner beim Zwanzigfachen der gemeldeten Fälle. Der Präsident des Landeskriminalamtes, Uwe Kolmey, nannte die Internet-Kriminalität ein Massenphänomen, bei dem die Straftäter immer raffinierter vorgingen. Die Schadenssumme lag 2012 bei 6,2 Millionen Euro – die Dunkelziffer dürfte höher sein. Kinderpornografie etwa spiele sich zu 82 Prozent im Internet ab.

Für die Studie wurden 2012 rund 40.000 Niedersachsen im Alter ab 16 Jahren kontaktiert. 18.940 Angeschriebene (47 Prozent) antworteten. Auf 20 Seiten wurden 50 Fragen zur Erfahrung mit der Kriminalität, der Furcht davor, dem Verhalten zum Schutz sowie auch zur Wahrnehmung der Polizei gestellt. Die Auswertung ist weitegehend abgeschlossen. (jk)