NSA führt Malware-Angriffe auf französische Vertretungen

Der US-Geheimdienst NSA überwacht Diplomaten befreundeter Staaten und bedient sich dabei unter anderem gezielt eingeschleuster Spyware. Dabei steht den Spionen ein breites technisches Arsenal zur Verfügung.

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Der US-Geheimdienst NSA überwacht Diplomaten befreundeter Staaten und bedient sich dabei unter anderem gezielt eingeschleuster Spyware. Das geht aus einem internen Dokument hervor, die die französische Tageszeitung Le Monde am Dienstag veröffentlicht hat. Demnach hat die NSA die Büros der französischen Botschaft in Washington und der französischen UNO-Delegation verwanzt. Ein früherer Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel bezieht sich offenbar auch auf das Dokument, das der Whistleblower Edward Snowden an die Öffentlichkeit gebracht hat.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Das als geheim eingestufte interne Dokument liefert einen Überblick über die verschiedenen Methoden der NSA-Aufklärung. So hat der US-Geheimdienst offenbar Überwachungstechnik in den Büros der französischen UNO-Delegation in New York sowie in der französischen Botschaft in Washington installiert. In der Botschaft schöpft die NSA auch die Telefonanlage ab. Bei der UNO-Delegation ist als eine Quelle die "Sammlung von Computerbildschirmen" aufgeführt. Weitere Ziele auf der Liste wurden geschwärzt. Bereits im Sommer hatte Der Spiegel über ähnliche Angriffe auf die EU-Vertretungen in Washington und New York berichtet.

Als "Allgemeine Begriffserklärung" ist den genannten Zielen ein Glossar angehängt, dass Aufschluss über die verschiedenen Überwachungsmöglichkeiten der NSA gibt. "HIGHLANDS" steht laut Le Monde für auf Computern eingeschleuste Malware, "VAGRANT" sammelt Daten von Bildschirmen und "PBX" bezeichnet verwanzte Telefonanlagen. Darüber hinaus horcht die NSA am Netzwerk mit ("MINERALIZE") und greift elektromagnetische Strahlung ("MAGNETIC") ebenso ab wie Kopien von Festplatten ("LIFESAVER").

Komplexere Angriffe, etwa wenn es darum geht, an physisch isolierte Anlagen zu kommen, werden unter dem Namen "GENIE" gefasst. So wird vermutet, dass die NSA und ihr britischer Partnerdienst GCHQ "hochentwickelte Malware" über Mitarbeiter des belgischen Netzbetreibers Belgacom in dessen isolierte Systeme einschleusen konnten. Die von Le Monde veröffentlichte Liste führt als "DEWSWEEPER" und "RADON" auch eine USB-Wanze sowie eine andere Methode für Netzwerkrechner an, die einen geheimen Zugriff auf das Netzwerk von außen erlauben.

Am Montag hatte Le Monde berichtet, dass der US-Geheimdienst französischen Telefonverkehr überwacht. Demnach hat die NSA auch französische Unternehmen im Visier. Die französische Regierung reagierte empört auf die Enthüllungen und bestellte den US-Botschafter ein. US-Präsident Barack Obama versuchte seinen französischen Amtskollegen zu beschwichtigen, die Berichte zeichneten ein "teilweise verzerrtes Bild". Frankreichs Staatschef François Hollande missbilligte das Vorgehen der Amerikaner und bezeichnete es als "inakzeptabel unter Freunden und Alliierten". (vbr)