Breitbandpläne der Regierung: Das wird teuer

Laut einer für das Bundeswirtschaftsministerium angefertigten Studie kosten die Breitbandpläne der Bundesregierung noch einmal 20 Milliarden – im besten Fall. Glasfaser wäre deutlich teurer.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 256 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Breitbandausbau? Klar, machen wir, sagen die Parteien, nicht nur vor der Wahl. Auch bei den Verhandlungen von CDU und SPD über eine Große Koalition dürfte das Projekt "50 MBit/s für alle" auf der Tagesordnung stehen. Das ist nicht nur technisch sehr anspruchsvoll, sondern wird auch teuer: 20 Milliarden Euro, oder auch mehr, je nachdem. Zu diesem Schluss kommt eine für das Bundeswirtschaftsministerium angefertigte Studie von TÜV Rheinland und TU Dresden, über die die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet.

Die Breitbandstrategie sieht vor, drei Viertel der deutschen Haushalte bis Ende 2014 mit 50 MBit/s zu versorgen. Ende 2012 lag diese Bandbreite schon bei über der Hälfte der Haushalte an. Fehlt zur Erreichung des Regierungsziels noch ein knappes Viertel. Die Autoren der Studie sind der Ansicht, das sei für etwa 5 Milliarden Euro zu machen. Das letzte Viertel wird dann kostspieliger, denn hier geht es langsam aufs platte Land.

Mit weiteren 7 Milliarden sei die Versorgung von 95 Prozent der Haushalte zu bewerkstelligen, rechnen die Experten vor. Richtig teuer wird es, auch die entlegenste Hallig ans Breitbandnetz anzuschließen: Alleine letzten 5 Prozent der Haushalte sollen noch einmal 8 Milliarden Euro verschlingen. Macht zusammen 20 Milliarden. Das ist genau die Summe, die Frankreich in Hand nehmen will, um zumindest die halbe Grande Nation ans High-Speed-Internt anzuschließen.

Das Preisschild gilt für Deutschland aber nur, wenn der Ausbau mit "einem Mix unterschiedlicher Technologien" erfolgt, wie es die FAZ formuliert. Dabei gehen die Gutachter vom TÜV davon aus, dass jeweils das günstigste Verfahren zum Einsatz kommt. In der Regel sind das Fernseh- und Telefonkabel, mit denen auch die von der Regierung angepeilten 75 Prozent zu schaffen sind. So setzt die Telekom seit Kurzem die Vectoring-Technik ein, die bis zu 50 MBit/s aus der Kupferader des VDSL-Anschlusses presst.

Nur mit Kabel und Kupfer wird der flächendeckende Breitbandausbau allerdings auch teuer. Das 20-Milliarden-Preisschild gilt nur, wenn auch LTE mit im Mix ist. Soll der Ausbau nur mit den etablierten Kabeltechnologien erfolgen, kostet er laut Studie mehr als 34 Milliarden Euro. Um LTE effektiv in das Breitbandprojekt einzubinden, müsse es zusätzliche Funkfrequenzen geben. Doch Spektrum ist knapp. Bisher hat es zudem nicht den Anschein, als wollten die Staaten die Nutzungsrechte für Frequenzen verschenken.

Getrübt sind dagegen die Aussichten für eine Glasfaserrepublik Deutschland. Ganz ohne Glasfaser geht es nicht: Funktürme oder Kabelverzweiger (Kvz) müssen auch angebunden werden. Die Telekom will bis 2015 knapp 12 Milliarden in die schnelle Anbindung der Kvz investieren, von da geht es dann mit Vectoring zum Kunden. Dass bei dem eine Glasfaser ankommt, ist die Ausnahme, und wird es wohl bleiben.

Früheren Plänen zufolge sollte längst jeder zehnte der 40 Millionen deutschen Haushalte einen Glasfaseranschluss haben. Nach Angaben des FTTH Council gab es zum Jahreswechsel hierzulande knapp über 200.000 Glasfaseranschlüsse. Mit einer kaum messbaren Durchdringung von nur einem halben Prozent fällt Deutschland aus der EU-Statistik des FTTH Council heraus. Da unten wieder rauszukommen wird nicht billig: Ein flächendeckender Ausbau mit Glasfaseranschlüssen würde laut der Studie 93 Milliarden kosten. (vbr)