Bei Anruf Werbemüll

IP-Sprachübertragung kann wie andere Internet-Dienste zum Ziel von Angriffen werden und unerwünschte Werbung transportieren. Es ist etwas schwieriger als das Aussortieren von E-Mail-Spam, verdächtige Anrufe zu erkennen, bevor sie den Adressaten erreichen.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Bert Ungerer

Was schon lange die Mail-Inboxen verstopft und die Filterprogramme fordert, lässt möglicherweise zukünftig die Telefone klingeln: Unerwünschte Werbung, kurz Spam. Szenarien, in denen eine künstliche Stimme um drei Uhr morgens Tausenden die Vorteile eines beinahe echt aussehenden Rolex-Imitats anpreist, sind bereits heute realisierbar. Doch Anwender und Administratoren sind dem sogenannten SPIT (Spam over IP Telephony) nicht schutzlos ausgeliefert.

Abwehrmöglichkeiten bieten die bereits aus dem Kampf gegen E-Mail-Spam bekannten Listen erwünschter oder unerwünschter Absender. Ein Anrufer, der sich bereits in der Kontaktliste befindet, gilt als vertrauenswürdig. Falls der Anrufer sich nicht auf dieser Liste befindet, entscheidet die Konfiguration des Proxy oder des Endgerätes, ob der Anrufer etwa mit der Sprachbox verbunden wird oder das Telefon nur per Blinkzeichen "klingelt". Blacklisting bewirkt das Gegenteil: Anrufer, die sich auf dieser Liste befinden, können automatisch abgelehnt werden. Einen Mittelweg bietet Greylisting. Bei diesem Verfahren scheitert der erste Anrufversuch an einem Besetztzeichen, das angerufene System speichert aber die User-ID. Beim zweiten Versuch klappt der Anruf, und die User-ID kommt optional auf die Whitelist. Die Provider können ihren Kunden derlei Administrationsarbeit abnehmen.

Neben der Reputation des Anrufers eignet sich der eigentliche Inhalt des Anrufs für – allerdings deutlich aufwendigere – Analysen. Turing-Tests etwa versuchen, Sprechautomaten zu erkennen und zu blockieren: Der Proxy stellt dem Anrufer eine Aufgabe, um festzustellen, ob sich am anderen Ende ein Mensch oder eine Maschine befindet.

Wie bei E-Mail-Spam dürfte eine Kombination aus mehreren Filtermethoden das wirksamste Mittel gegen VoIP-Spam bieten, erläutert die Zeitschrift iX in ihrer aktuellen Ausgabe 2/09. Den Anbietern von Internet-Telefonie rät sie, sich schon jetzt mit SPIT auseinanderzusetzen: Tritt VoIP-Spam erst einmal gehäuft auf, wird er Kunden verärgern und einer weiteren Verbreitung der Internet-Telefonie im Wege stehen, so die iX. (un)