iPhone-Gezanke: Gericht erhöht Streitwert auf zwei Millionen Euro

Weil die Entscheidung im Streit zwischen Vodafone und der Telekom um das Vertriebsmodell für das iPhone Auswirkungen auf die ganze Branche haben könnte, hat das Landgericht Hamburg den Streitwert des Verfahrens schon mal vervierfacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 292 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Mit dem Streit um das iPhone knüpfen die Mobilfunkkonzerne T-Mobile und Vodafone D2 an eine alte Tradition an. Seit Beginn des Handy-Booms überziehen sich die Anbieter mit Klagen – mal geht es um Werbeslogans, mal um die Schriftgröße bei Anzeigen. Mit dem neuen Apple-Handy erreichte die Klageflut einen neuen Höhepunkt: Gestritten wurde sogar über den Text der Telekom-Pressemitteilung zum Verkaufsstart des Modetelefons am 9. November. Schwerwiegender fällt indes das Verfahren vor dem Landgericht Hamburg ins Gewicht, das am Donnerstag verhandelt wurde.

Dabei geht es um viel Geld. In der Kritik steht das Vertriebsmodell für das iPhone. T-Mobile führt rund ein Drittel der mit dem iPhone erzielten Umsätze an den US-Konzern ab; im Gegenzug erhält der Marktführer die Exklusivrechte für Deutschland. Das Beispiel könnte Schule machen, befürchtet Vodafone-Deutschlandchef Friedrich Joussen. Er spricht beim iPhone-Vertrieb schon von einem "Sündenfall". Wenn andere Hersteller wie Nokia oder Samsung bei begehrten Handy-Modellen eine Scheibe vom Umsatz verlangten, käme die Marge der Anbieter weiter unter Druck. Das Gericht erhöhte den Streitwert des Verfahrens schon mal von zunächst 500.000 Euro auf nun zwei Millionen Euro.

Vor dem Gericht schenkten sich die Unternehmen nichts. Der Anwalt von Vodafone, Ulrich Pross, sprach von einer "willkürlichen Preisgestaltung" und davon, dass der Kunde vertraglich und technisch von zwei Seiten in die Zange genommen werde. Er zielt damit auf die Koppelung des iPhone an einen Zweijahresvertrag und die elektronische Sperre, die eine Nutzung in anderen Netzen verhindert. Nach einer Einstweiligen Verfügung muss T-Mobile das Gerät entkoppelt verkaufen. Der Kaufpreis dafür liegt bei 999 Euro – 600 Euro mehr als mit Vertrag. T-Mobile wies die Vorwürfe zurück. Der Konzern versicherte sogar an Eides Statt, dass das iPhone zu einem Einkaufspreis bezogen werde, der um "mehrere hundert Euro" über den 399 Euro liegt, für die das iPhone mit dem T-Mobile-Vertrag verkauft wird. Zuvor hatte es immer wieder geheißen, das iPhone werde nicht subventioniert und dies solle ein Signal zum Bruch mit der bisherigen Praxis geben.

Derzeit bemühen sich die Mobilfunkkonzern, die Ausfälle durch den Rückgang der Handy-Tarife durch eine höhere Datennutzung auszugleichen. Das Multimediatelefon iPhone könnte dabei nach Einschätzung von Experten eine Schlüsselrolle einnehmen, da mit dem neuen Gerät Privatkunden für das mobile Internet begeistert werden sollen. In der Strategie von Vodafone nehmen die Datendienste eine wichtige Rolle ein – viel Geld steckte der Konzern daher in den Ausbau seines UMTS-Netzes.

Wie T-Mobile so bemühte sich auch Joussen um die Vertriebsrechte für das iPhone, ging aber leer aus. T-Mobile-Manager Philipp Humm bezeichnete Vodafone daher als "schlechten Verlierer". Es bleibt also zu erwarten, dass der für Montag erwartete Urteilsspruch im iPhone-Streit nicht das Ende der Zwistigkeiten ist. (Martin Murphy, dpa-AFX und Kai Portmann, dpa ) /

Siehe dazu auch: