Emissionsfreie Fahrzeuge im Abo

Das Start-up Project Better Place macht ernst: In Israel und Dänemark sollen jeweils 500.000 Lademöglichkeiten für Elektroautos aufgebaut werden sowie zahlreiche Batterieaustauschstationen.

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Ein neues Modell zum Verkauf und Betrieb von Elektrofahrzeugen soll der Technologie zumindest in kleineren Ländern endlich zum Durchbruch verhelfen. Das Start-up Project Better Place, das 2007 mit 200 Millionen Dollar eine der größten Risikokapitalinvestitionen des Jahres erhielt, plant den Aufbau einer gigantischen Ladeinfrastruktur in Israel und Dänemark, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Die Autos selbst sollen nach einem Geschäftsmodell verkauft werden, das eher dem Absatz von Handys ähnelt als dem herkömmlicher Fahrzeugen.

Die Firma des ehemaligen SAP-Managers Shai Agassi will damit gleich zwei Probleme bei der Umsetzung der im Betrieb emissionsfreien Verkehrstechnik lösen: Die Reichweite der E-Autos ist derzeit noch deutlich niedriger als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, und ihre Batterien benötigen an gewöhnlichen Steckdosen zum Aufladen viele Stunden. Um das erste Problem zu lösen, will Project Better Place laut Agassi ein großes Steckdosennetz auf Parkplätzen im ganzen Land installieren, sodass die Fahrer ihre Fahrzeuge stets einstecken und die Batterien auch tagsüber aufladen können. In Israel sollen insgesamt 500.000 solcher Lademöglichkeiten entstehen – einer von sechs Parkplätzen in der Region wird versorgt sein. In Dänemark sieht man eine ähnlich große Infrastruktur vor.

Um das Ladezeitenproblem anzugehen, arbeitet Project Better Place mit Renault zusammen. Der Autohersteller soll Elektrofahrzeuge bauen, deren Batterien sich leicht austauschen lassen. Die Autos werden eine Reichweite von mehr als 160 Kilometern haben – eigentlich mehr als genug für tägliche Fahrten. Auf längeren Reisen kann der Autobesitzer bei niedrigem Akkustand zusätzlich zu einer Station auf der Wegstrecke fahren, wo die Batterie mit einem einfachen automatischen Robotersystem entnommen und durch eine neue ausgetauscht wird. Der Prozess benötige nur wenige Minuten, sagt Agassi. 125 solcher Stationen sollen in Israel gebaut werden, etwas mehr noch in Dänemark.

Die Technologie soll sich auch deshalb lohnen, weil Project Better Place mit der Dienstleistung Fahrbereitschaft Geld verdienen will, nicht mit den Fahrzeugen selbst. Diese sind je nach Länge des abgeschlossenen Servicevertrages subventioniert und könnten sogar ganz kostenlos sein. Bezahlt wird für eine vorher vereinbarte Kilometerleistung. Gleichzeitig will Agassi auch von der Fiskalpolitik in kleineren Ländern profitieren: Sowohl in Israel als auch in Dänemark werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor hoch besteuert, Elektrofahrzeuge hingegen nicht. So könnten Dänen bei durchschnittlichen Limousinen viele tausend Euro sparen, meint der Projekt Better Place-Gründer. Agassi ist optimistisch, dass sich Elektrofahrzeuge in Ländern wie Israel in zehn Jahren durchgesetzt haben könnten. Schwieriger werde es jedoch in größeren Regionen wie den USA. Für Israel besitze seine Firma bereits jetzt die erforderlichen Investitionsmittel, sagt Agassi.

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(bsc)