Diskussion über ethnisch angepasste Therapieformen

In Amerika werden erste Medikamente angeboten, die explizit auf eine afroamerikanische Zielgruppe abgestimmt sind.

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Forscher glauben, dass die Zukunft der Medizin in so genannten personalisierten Therapieformen liegt: in Medikamenten beispielsweise, die explizit auf die genetische Herkunft eines Patienten abgestimmt sind. In Amerika ist der Trend bereits zu spüren – so befinden sich bei den Pharmakonzernen rund 700 Medikamente in der Pipeline, die explizit auf die Zielgruppe der Afroamerikaner abgestimmt sein sollen. Die neuen Möglichkeiten führen aber auch zu Diskussionen, ob der Begriff der "Race", wie die US-Amerikaner die Herkunft ihrer Bürger noch immer einteilen, in der Medizin wirklich etwas zu suchen hat.

Clyde Yancy, medizinischer Direktor am Baylor Heart and Vascular Institute und designierter Präsident der amerikanischen Herzstiftung, sprach im Interview mit der Online-Ausgabe von Technology Review nun über die Vor- und Nachteile der neuen ethnisch angepassten Therapieformen. Zwar sei es eine Tatsache, dass Menschen, die sich in den USA selbst als schwarz bezeichneten, statistisch ein höheres Risiko hätten, an Herzleiden zu erkranken. Die einfache Einteilung über die "Race" greife aber zu kurz.

"Wir müssen vom Begriff der "Rasse" wegkommen. Je weiter die Forschung fortschreitet, desto wahrscheinlicher wird es, dass dieses Konstrukt durch etwas für Wissenschaft und Patienten wesentlich Greifbareres ersetzt wird. Dann müssen wir auch nicht mehr dieses belastete Wort verwenden, wenn es darum geht, die beste medizinische Versorgung sicherzustellen", sagte Yancy. Zu den 700 in der Pipeline befindlichen Medikamenten äußerte sich der Mediziner kritisch. So sei nicht klar, ob diese tatsächlich auf die Zielgruppe abzustimmen seien. "Wenn 700 Medikamente in der Entwicklung sind, sprechen wir von 700 verschiedenen Umständen, bei denen jemand annahm, er sehe einen Bedarf. Ich muss zugeben, dass ich nicht glaube, dass solche 700 Fallbereiche wirklich existieren."

Das ganze Interview mit Yancy in Technology Review online:

(bsc)