SpaceBot Cup: "Abgefahrene Veranstaltung" mit Getriebestörungen

Am ersten Tag des Weltraumrobotik-Wettbewerbs standen alle Roboter überwiegend herum. Das bedeutete nicht unbedingt, dass sie untätig waren.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Die erste Bewegung erfolgte nach sieben Minuten. Da drehte sich der Roboter des Teams Berlin-Rockets (FU Berlin), der beim SpaceBot Cup in Rheinbreitbach als erster in die Arena ging, kurz auf der Stelle. Es folgten knapp zehn Minuten der Ruhe, bevor sich der Sechsbeiner, der wahlweise laufen oder rollen kann, erneut regte. Jetzt drehten sich die Vorderräder im Sand in entgegengesetzte Richtungen, ohne dass der Roboter auch nur einen Zentimeter voran kam. Die Teammitglieder versuchten erst einmal eine Reparatur, dann wurde der Lauf abgebrochen.

Zunächst war unklar, wo der Fehler lag: beim Roboter oder bei der von den Organisatoren bereitgestellten Infrastruktur? Doch dann stellte sich heraus, dass die künstlich erzeugte Verzögerung der Kommunikationssignale um zwei Sekunden offenbar zu Verbindungsstörungen führte. Da zwei Kommunikationsnetzwerke eingerichtet waren, sollte das nächste Team das zweite Netzwerk nutzen. Wäre der gleiche Fehler dort auch aufgetreten, hätte der Wettbewerb unterbrochen werden müssen. Der Roboter des Teams NimbRo Centauro von der Universität Bonn konnte jedoch schon nach zwei Minuten den Landebereich verlassen und die Suche nach den versteckten Objekten beginnen – einem blauen, mit Wasser gefüllten Becher und einem gelben Batterie-Pack.

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NimbRo Centauro findet den blauen Becher... (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Der Wettbewerb für Weltraumroboter ist hervorgegangen aus zwei deutschen Konferenzen zur Weltraumrobotik, die 2009 und 2012 stattfanden. Ziel sei es, mit anspruchsvollen, realistischen Aufgaben Autonomie bei Robotern zu fördern und verschiedene Forschungsdisziplinen zusammenzubringen, erklärte Gerd Gruppe, Vorstandsmitglied beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung. Sven Halldorn, Leiter der Abteilung Technologiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium, ergänzte, der SpaceBot Cup gehe "technologisch weit über andere Roboterwettbewerbe wie zum Beispiel Fußball hinaus". Weltraumrobotik sei eine Schlüsseltechnik und Quelle der Innovation, der SpaceBot Cup eine "abgefahrene Veranstaltung".

Mit dem Abfahren hatte dann allerdings nicht nur das Berliner Team, das erklärtermaßen viel innovative, ungetestete Methoden verwendet hatte, Probleme. Alle Roboter standen am ersten Wettbewerbstag überwiegend herum. Das bedeutete nicht unbedingt, dass sie untätig waren. Beim Roboter von NimbRo Centauro war an der Schnelligkeit, mit der sich der Laserscanner drehte, deutlich zu erkennen, wenn er eine dreidimensionale Karte der Umgebung erstellte. Als er den blauen Becher fand und griff, sorgte er auch für einen der Höhepunkte des Tages. Doch dann folgte eine lange Phase des Stillstands.

Auch beim Team ARTEMIS vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Bremen wechselten sich kurze, recht flotte Fahrten mit längeren Ruheperioden ab. Dabei verharrte der Roboter eine ganze Weile unmittelbar neben dem Batterie-Pack, ohne ihm weitere Aufmerksamkeit zu widmen. Das Jacobs Robotics Team konnte die Objekte dagegen finden. Die Bodenstation unterstützte den Roboter bei der Suche, indem sie während der erlaubten fünfminütigen Check-Points Wegpunkte vorgab. Sie konnte aber nicht verhindern, dass er regelrecht durchdrehte, als er das Batterie-Pack unter einem Felsbrocken erkannte. Um dem Objekt der Begierde ganz nah zu kommen, rammte der Roboter den Felsen – der sich als Atrappe aus Pappmaché entpuppte und unter dem Ansturm knisternd nachgab. Erst die Betätigung des Not-Aus beendete die Raserei. Das müssen die Teams des zweiten Wettbewerbstags erst einmal überbieten. (anw)