Was OpenSuse 13.1 Neues bringt

OpenSuse 13.1 enthält ein grundlegend umgebautes Yast, das allerdings aussieht wie eh und je. Verbessert wurde die Unterstützung für Android, ARM und Wayland. Die neue Version soll zudem nicht nur eineinhalb, sondern drei Jahre Support erhalten.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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OpenSuse 13.1, jetzt zum Herunterladen verfügbar, erscheint wie geplant genau acht Monate nach der Version 12.3. Der Wechsel von 12 auf 13 hat dabei keine größere Bedeutung, denn nach einem ".3" an der zweiten Stelle ist dieser Sprung ganz normal. Auch die x.0-Versionen wurden bereits vor zweieinhalb Jahren grundsätzlich abgeschafft.

Hinter dem Versionssprung des Administrationstools Yast auf 3.0 steckt hingegen einiges an Veränderung, auch wenn Yast 3.0 fast genauso aussieht wie zuvor. Die Hauptänderung fand nämlich unter der Haube statt: Das Gros des Installations- und Systemverwaltungswerkzeugs ist jetzt nicht mehr in der Yast Programming Language YCP geschrieben, sondern in Ruby. Der Wechsel von der Yast-spezifischen auf eine moderne und weit verbreitete Programmiersprache soll die Wartung erleichtern und externen Entwicklern die Mitarbeit an Yast erleichtern. Die Portierung erfolgte größtenteils automatisch, wie die Entwickler in einem Interview zur Umstellung erläutern. Die Hardware-Anforderungen seien durch den Umbau nur minimal gestiegen; wie zuvor soll daher die grafische Installation mit nur 512 MByte Arbeitsspeicher auskommen.

OpenSuse 13.1 (9 Bilder)

Der auf Ruby portierte Yast sieht aus wie sein Vorgänger.

Parallel zur Portierung haben die Entwickler einen "Services Manager" in Yast integriert, der Systemd unterstützt, das sich bei OpenSuse um den Start von System und Hintergrunddiensten kümmert. Elf Yast-Module, die laut Release Notes kaum mehr genutzt werden, haben die Entwickler fallen gelassen; darunter Module zur Konfiguration von Stromsparmechanismen (yast2-power-management), SSH-Daemon (yast2-sshd) und Fingerabdrucksensoren (yast2-fingerprint-reader).

Vorgabe-Desktop beim Einspielen über das DVD-ISO ist nach wie vor die Plasma-Oberfläche der KDE Software Compilation (SC). Sie liegt jetzt in Version 4.11 bei; zu deren wichtigsten Neuerungen gehören Verbesserungen an der integrierten Suche und neue Funktionen bei der PIM-Suite Kontact . Der KIO-Slave für MTP (Media Transfer Protocol) wird bei OpenSuse nun standardmäßig installiert. Dadurch kann man über den KDE-Dateimanager und die KDE-eigenen Datei-Dialoge auf den Speicherplatz neuerer Android-Geräte zugreifen, denn der ist meist nicht mehr per USB-Storage-Emulation, sondern nur noch per MTP erreichbar.

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Zur Interaktion mit den Netzwerk-Management-Tools NetworkManager und ModemManager legt OpenSuse jetzt Plasma NM bei. Das Applet ist vorerst optional, soll nach derzeitigen Planungen aber NetworkManager-kde4 in der nächsten OpenSuse-Version ablösen. Dort wird möglicherweise das jetzt erstmals beiliegende phonon-backend-vlc Standard, mit dem Anwendungen über das Multimedia-Framework Phonon die Audio- und Video-Funktionen von VLC nutzen können; bei 13.1 verwendet Phonon noch standardmäßig Gstreamer.

Bei Gnome setzt OpenSuse auf die Version 3.10, die ein überarbeitetes Status-Menü und Geolocation-Unterstützung gebracht hat; die mit dieser Version eingeführten und an Smartphone-Apps erinnernden Anwendungen Notes, Music und Photos finden sich auch im Lieferumfang. Xfce liegt weiterhin in Version 4.10 bei, bei der Anwender jetzt allerdings den alternativen Application Launcher "Whisker Menu" nachrüsten können. Auch die Bedienoberflächen LXDE und Enlightenment 0.17 (E17) sind weiterhin dabei.

Den Unterbau für die grafische Bedienoberfläche stellen der X-Server 1.14 von X.org und Mesa 3D 9.2.1. Bei letzterem hat OpenSuse den 3D-Treiber radeonsi aktiviert, durch den OpenSuse 13.1 die Radeon-Grafikchips HD 7750 und viele seiner Nachfolger deutlich besser unterstützt als sein Vorgänger. Interessierte finden in den Paketdepots zudem die Version 1.2 des dedizierten X11-Nachfolgers Wayland und des darauf aufbauenden Compositors Weston. Auch die Compositors für Gnome und KDE bieten beim neuen OpenSuse experimentelle Wayland-Unterstützung.

Der Kernel des neuen OpenSuse basiert auf Linux 3.11. Diese Version bringt gegenüber dem Kernel 3.7 in OpenSuse 12.3 zahlreiche Verbesserungen, auf die OpenSuse-Entwickler in der Beschreibung der Neuerungen von OpenSuse 13.1 eingehen. Darunter etwa Zswap, das Teile des Arbeitsspeichers zu komprimieren versucht, die sonst in den Auslagerungsspeicher geschrieben werden müssten. Erwähnt werden auch einige Verbesserungen am Memory Management, die Desktop-Ruckler beim Schreiben auf langsame USB-Sticks vermeiden sollen .

Standard-Dateisystem ist weiterhin Ext4. Das laut Feature-Liste "nahezu stabile, aber offiziell nicht unterstützte" Btrfs lässt sich bei der Installation ohne weiteres auswählen. In der Übersicht der Neuerungen betonen die Entwickler, Btrfs habe ein niedriges Limit für Hardlinks. Das lasse sich durch Aktivieren der "Extended Inode Refs" beheben, was Probleme bei der Installation mancher Pakete vermeide. Zum Aufsetzen eines SSD-Cache liegt nun Bcache samt Werkzeugen bei; der Installer kann einen solchen Cache-Verbund allerdings nicht einrichten.

Als Init-Daemon dient weiter Systemd, das sich jetzt auch um die Vergabe vorhersehbarer Netzwerknamen kümmert; Netzwerkschnittstellen erhalten dadurch Bezeichnungen wie "p4p1". Als Bibliothek für Bluetooth setzt OpenSuse nun auf die Version 5 von Bluez. KDEs Plasma Desktop soll damit noch nicht recht zusammenarbeiten; die Entwickler wollen Updates nachreichen, um die Situation zu verbessern.

Als Standard-Office-Suite dient LibreOffice 4.1, als Browser wird Firefox eingerichtet. In den Paket-Depots findet sich zudem ein recht aktueller Beta-Build der Chrome-Basis Chromium. Bei der Pflege von letzterem wollen die OpenSuse-Entwickler jetzt der Upstream-Entwicklung besser folgen und Stable Releases als Update nachreichen; das soll Benutzbarkeit und Stabilität des Browser steigern. Der Einsatz von Freetype 2.5 soll die Schriftdarstellung verbessern. In den Paket-Depots findet sich zudem Calligra Office 2.7.4 und die Zeichensoftware Krita 2.7.4.

Zum Betrieb eines SMB/CIFS-Servers liegt Samba 4.1 bei, das unter anderem verschlüsselte Datenübertragung mit SMB3 ermöglicht. Beim Apache Webserver setzt OpenSuse jetzt nicht mehr auf die 2.2er-Serie, sondern auf eine aktuelle Version der im Frühjahr 2012 eingeführten 2.4er-Reihe. Standard-Software für MySQL-Datenbanken bleibt MariaDB; das weiterhin beiliegende MySQL wurde auf Version 5.6 gehievt. OpenStack zum Betrieb einer IaaS-Cloud liegt in der aktuellen Version 2013.2 Havanna bei. KVM und Xen greifen bei der Virtualisierung auf Qemu 1.6 zurück; der Xen-Hypervisor stammt von Xen 4.3.

OpenSuse 13.1 ist das erste OpenSuse-Version, die Qt5 direkt mitliefert. Neben Qt 5.1.1 legt OpenSuse auch Qt 4.8.5 bei. Programmierer finden in der Distribution zudem GCC 4.8, LLVM 3.3, PHP 5.4.20, Perl 5.18, Ruby 2.0 sowie Python 2.7.5 und 3.3. Neu dabei sind zudem die Version 2.0 der Multimedia-Bibliothek SDL (Simple DirectMedia Layer) unter Unterstützung für den Lisp-Dialekt Racket.

Wie seine beiden letzten Vorgänger gibt es OpenSuse 13.1 nicht nur für 32- und 64-Bit-x86-Systeme, sondern auch in einer Variante für ARM-Chips mit ARMv7-Architektur. Zudem gibt es viele OpenSuse-13.1-Pakete auch für ARMv6 und ARMv8. Jene für die ARMv6-Architektur eignen sich für Prozessoren mit integrierter Floating Point Unit (FPU); auf diese Pakete setzen die seit zwei Monaten erhältlichen Images für den Raspberry Pi, der einen ARMv6-Chip enthält. Die ARMv8-Pakete für den 64-Bit-ARM-Befehlssatz Aarch64 sind bislang vorwiegend für Entwickler interessant, denn ARMv8-Hardware ist bislang nicht frei erhältlich. Die ARMv6- und ARMv8-Unterstützung gilt allerdings als experimentell und erhält daher nicht die offizielle Wartung und Pflege, wie sie die OpenSuse-Pakete für x86-32-, x86-64- und ARMv7-Systeme bekommen.

Wie bei OpenSuse dieser Tage üblich pflegen die regulären Paketbetreuer auch die Software der Version 13.1, bis der Nach-Nachfolger zwei Monate alt wird – da neue Versionen normalerweise alle 8 Monate erscheinen, erhalten OpenSuse-Versionen 18 Monate Aktualisierungen, die Sicherheitslücken und schwerwiegende Fehler beseitigen. Das Evergreen-Team hat jedoch bereits angekündigt, nach diesen 18 Monaten die Pflege von OpenSuse 13.1 zu übernehmen und es weitere eineinhalb Jahre betreuen zu wollen, um den Support-Zeitraum auf insgesamt drei Jahre auszudehnen. Ähnlich ist das Evergreen-Team auch schon bei den Versionen 11.1, 11.2 und 11.4 vorgegangen, die so drei bis vier Jahre Support erhalten haben oder erhalten sollen. Anwender müssen die Evergreen-Paketdepots aber manuell aktivieren.

OpenSuse 13.1 zeichnet sich vor allem durch eine erheblich modernisierte Ausstattung aus. Die OpenSuse-Entwickler haben aber mehr gemacht als nur Software zu aktualisieren. Die Yast-Portierung und den ausgebauten ARM-Support etwa erkennt man erst bei genauerem Hinsehen; die Früchte dieser Arbeit werden sich aber mit der Zeit zeigen. (thl) (thl)