Anke Domaske: Mode aus Milch

Anke Domaske hat einen Weg gefunden, Textilfasern aus Milchresten herzustellen. Das Verfahren kommt ohne Chemie, Abfälle und Umweltzerstörung aus.

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Anke Domaske hat einen Weg gefunden, Textilfasern aus Milchresten herzustellen. Das Verfahren kommt ohne Chemie, Abfälle und Umweltzerstörung aus.

Als Anke Domaskes Stiefvater an Krebs erkrankte und sein angeschlagenes Immunsystem allergisch auf herkömmliche Textilien reagierte, suchte sie nach einer Alternative. Schnell war ihr klar, dass Casein – der Hauptbestandteil von Käse und Quark – der ideale Rohstoff für Textilfasern ist: Das Protein ist hautfreundlich, leicht einzufärben, kompostier- und essbar. Zudem schont es die natürlichen Ressourcen: Während in die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts etwa 2000 Liter Wasser fließen, benötigt ein Kilo Casein nur rund zwei Liter. Und es steht nicht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln: Casein kann aus verdorbener Milch gewonnen werden, die sonst weggeschüttet werden müsste.

Schon in den 1930er Jahren wurde Kunststoff aus Casein hergestellt, allerdings mit großen Mengen Formaldehyd. Anke Domaske entwickelte in ihrer Küche einen Weg, ohne die Chemikalie auszukommen. 2011 gründete die 30-jährige in Hannover die Qmilch GmbH, um die Milchfasern im großen Maßstab zu produzieren. Dazu konnte sie 5,5 Millionen Euro von Risikokapitalgebern, Banken, Förderungen und stillen Beteiligungen einsammeln. Nun baut sie eine Pilotanlage auf, die tausend Tonnen Biofasern im Jahr produzieren soll. Die Kunden stehen Schlange: „Wir haben schon 600 Anfragen, vor allem für die Bereiche Bekleidung und Heimtextilien“, sagt Domaske.

(grh)