Netapp: Flash-beschleunigt in die Cloud – mit Rückfahrkarte

Der Storage-Anbieter baut sein Portfolio insbesondere in Richtung Cloud weiter aus. Neu ist unter anderem das All-Flash-Array EF550. Auf Basis des Storage-OS Clustered Data ONTAP können Anwender Amazon Cloud Services mit "privatem Storage" nutzen.

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Von
  • Matthias Parbel

Nicht nur in Consumer-Produkten, sondern auch in Enterprise-Storage-Systemen setzen sich SSDs respektive Flash-Speicherbausteine immer mehr durch. Vor allem Storage-Arrays, die gänzlich auf den Einsatz klassischer Festplatten verzichten, liegen derzeit im Trend. Neben einer Reihe von Startup-Unternehmen bemühen sich gerade die Großen der Storage-Branche, ihren Enterprise-Kunden All-Flash-Systeme für Anwendungsgebiete mit höchsten Leistungsansprüchen bieten zu können. Da macht auch NetApp keine Ausnahme. Der Hersteller ergänzt seine EF-Serie nun um das Modell EF550.

Das Speichersystem soll insbesondere Datenbank- und Virtual-Desktop-Anwendungen beschleunigen. Dafür verspricht NetApp über 400.000 IOPS und eine Bandbreite von 12 GByte/s – die Antwortzeiten des EF550 sollen weniger als eine Millisekunde betragen. Das neue All-Flash-Array wird parallel zum seit rund 8 Monaten angebotenen EF450 verkauft. Im Frühjahr 2014 soll dann eine komplett neu entwickelte Flash-Architektur unter dem Codenamen "Flash Ray" folgen, wie Thomas Stanley, Senior VP Global Partner Sales & Alliances bei NetApp, im Gespräch mit heise resale erklärt.

Thomas Stanley, Senior VP Global Partner Sales & Alliances, NetApp

(Bild: NetApp)

Die nächste Generation Flash-Speichersysteme soll dann von Grund auf an die spezifischen Eigenschaften von Flash im Unterschied zu klassischen Festplatten optimiert sein. Denn in der Vergangenheit wurde Flash in den Storage-Systemen überwiegend als Cache zur Beschleunigung der Zugriffe genutzt. Für NetApp bedeuten die All-Flash-Arrays allerdings auch den Vorstoß in ein Marktsegment, dass der Hersteller bisher nur bedingt adressieren konnte. "Mit dem EF550 treten wir gegen Systeme zu mindestens 7-stelligen Preisen an, die typischerweise 2 Serverschränke füllen", unterstreicht Matt Watts, Director Technology & Strategy EMEA bei NetApp. Das EF550-Array belegt hingegen nur 2 Höheneinheiten soll zu einem Zehntel der Kosten an den Start gehen. Doch diese offensichtlichen Vorteile alleine werden Kunden nicht zu einem raschen Wechsel auf die reinen Flash-Plattformen bewegen, räumt Watts ein. Denn in der Regel liegen auf den Enterprise-Systemen unternehmenskritische Daten – und dass sehr sicher und performant. Auch mit Blick auf den Investitionsschutz werden Kunden nicht voreilig auf neue Plattformen umsteigen. "Der Trend geht aber eindeutig zu Flash", ist Watts überzeugt, "und dafür wollen wir unseren Kunden die passende Plattform zur Verfügung stellen.

Derweil baut NetApp sein Portfolio rund um das Storage-OS Clustered Data ONTAP (cDOT) weiter aus. Neben dem All-Flash-Array EF550 bringt der Hersteller noch zwei neue Modelle in seiner E-Serie: E2700 und E5500 ersetzen die Vorgängermodelle E2600 und E5400 und sind als Block-Storage-Systeme auf ein günstiges Preis-Leistungsverhältnis optimiert. Das Betriebssystem cDOT in seiner neuesten Version findet NetApp-Manager Stanley zufolge auch immer mehr Anhänger – vor allem bei Neukunden beziehungsweise neuen Workloads kann NetApp Clustered Data ONTAP erfolgreich platzieren. "Die Installationen von cDOT konnten wir im vergangenen Jahr um 300 Prozent steigern", erklärt Stanley. Gerade unter den Bestandskunden warten aber nach wie vor zahlreiche Anwender darauf, dass Clustered Data ONTAP 8.x mit dem Funktionsumfang der älteren 7er-Version gleichzieht. Diese Aufgabe will der Hersteller "binnen 12 bis 24 Monaten" absolvieren, wie Peter Howard, VP WW Channel Strategy & Sales bei NetApp, im Rahmen des europäischen Partnergipfels zur Jahresmitte versprach.

Unterdessen konzentriert sich das Unternehmen darauf, Clustered Data ONTAP als plattformübergreifendes Storage-Betriebssystem und Basis für flexibles Cloud Computing zu positionieren. Als integraler Bestandteil der FlexPod-Angebote und versehen mit den notwendigen APIs lässt sich cDOT in zahlreiche Management- und Cloud-Orchestration-Werkzeuge einbinden – darunter beispielsweise BMC, OpenStack, VMware oder Ciscos UCS Director. Am Ende sollen Kunden in die Lage versetzt werden, ihre Daten unabhängig von deren Typ an beliebigen Orten speichern zu können, ob im eigenen Rechenzentrum, in der Cloud oder bei einem Service Provider. Auch bei der zugrundeliegenden Hypervisor-Plattform – VMware, Microsoft Hyper-V oder XenServer – will NetApp den Anwendern freie Wahl bieten. "Wir versprechen unterbrechungsfreien Betrieb und bei Bedarf auch die Migration auf eine andere Hypervisor-Plattform", erklärt Tim Waldron, NetApps Cloud Solutions Manager EMEA, mit Blick auf das Projekt "Shift".

NetApp-Konzept: Amazon Cloud Services kombiniert mit "Private Storage"

(Bild: NetApp)

Speziell im Hinblick auf Public- und Hybrid-Cloud-Projekte beobachtet Waldron durch die aktuelle Diskussion rund um Prism & Co. einen sensibleren Umgang mit den Daten in Europa. Während IT-Admins in den USA traditionell weniger Berührungsängste in Sachen Cloud haben, äußern ihre europäischen Kollegen Sorgen was die Datenkontrolle insbesondere in hybriden Clouds angeht. "Diesen Bedenken kommen wir mit individuellen Lösungen entgegen", erläutert Waldron, "beispielsweise mit unserem 'Private Storage'-Angebot für Amazons Web Services." So hat der Hersteller in Kooperation mit dem irischen Telekommunikationskonzern Eirecom über ein Co-Location-Rechenzentrum NetApp-Speichersysteme an die Amazon-Server angebunden. Dadurch können Kunden einerseits die Flexibilität und den Funktionsumfang der Amazon Cloud-Services nutzen, gleichzeitig aber ihre Daten auf dedizierten Speichersystemen belassen. "So behalten unsere Kunden die volle Kontrolle über ihre Daten", bekräftigt Waldron. Mittels Clustered Data ONTAP stehen zudem Funktionen wie Snapshot, Replikation etc. zur Verfügung, sodass der Anwender im Zweifelsfall auch einen Wechsel des Cloud-Providers vollziehen oder seine Daten komplett aus der Cloud zurückholen kann. (map)