hacksector.cc als Musterfall für § 202 c?

Auch nach der Pressekonferenz zur "Zerschlagung" des Forums bleibt Vieles im Unklaren

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Von
  • Peter Mühlbauer

In einer Presseerklärung machten Polizei und Staatsanwaltschaft Augsburg nun nähere Angaben zur "Zerschlagung" des Forums hacksector.cc. Darin sprechen die Behörden von einem "großen Ermittlungserfolg im Bereich der Internetkriminalität“, den "Spezialisten der Kriminalpolizeiinspektion Augsburg für sich verbuchen" konnten.

Zwar räumt auch die Polizei ein, dass es in dem Forum Diskussionen "über EDV-Probleme im Allgemeinen" gab, steht jedoch auf dem Standpunkt, dass sich die Benutzer "hauptsächlich mit illegalen Praktiken" beschäftigten. Der Mitteilung zufolge wurden auf der Website "eine Fülle von illegalen Daten angeboten". Neben den als Beispiele genannten Kreditkarteninformationen dürfte es sich dabei hauptsächlich um seit letztem August verbotene "Hacker-Tools" handeln, welche beispielsweise auch im legalen Password-Recovery-Einsatz weite Verbreitung fanden und bis dahin regelmäßig Heft-CDs und DVDs von Computerzeitschriften beilagen.

Die Information, dass mit einem der Programme ein vollständiger Personalausweis hergestellt hätte werden können, musste die Augsburger Polizei allerdings insofern einschränken, als es dabei lediglich um das optische Abbild eines Personalausweises zum Ausdrucken ging, der relativ leicht als "Fälschung" erkennbar und zur illegalen Verwendung nur sehr bedingt verwendbar gewesen sein dürfte.

Während in Medienberichten von spektakulären 30.000 Verdächtigen die Rede war, bestätigte Pressesprecher Gottschalk, dass im Rahmen dieses Verfahrens momentan lediglich gegen 11 Beschuldigte ermittelt wird. Ihnen werden Verstöße gegen den im letzten August neu eingeführten § 202 c StGB vorgeworfen, der bereits das" Vorbereiten des Ausspähens und Abfangens von Daten" mit Strafe bedroht. Darunter fallen auch die Herstellung, Verschaffung, Überlassung, Verbreitung und Zugänglichmachung von Passwörtern, "Sicherungscodes" und "Computerprogrammen, deren Zweck die Begehung einer solchen Tat ist".

Den Angaben der Polizei zufolge sind die Beschuldigten zwischen 15 und 22 Jahre alt und stammen aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland Pfalz, Niedersachsen und Hamburg. Bereits am 9. April wurden bei ihnen Hausdurchsuchungen vorgenommen, wobei neben 20 Rechnern auch etwa 1.000 optische Speichermedien, mehrere externe Festplatten und "teilweise auch durch Betrug erlangte Waren" mitgenommen wurden.

Auf das Forum gestoßen waren die Polizisten bereits im November letzten Jahres, als das Kommissariat K 3 der Kripo Augsburg bei der "Sachfahndung" in einem Webshop ein Angebot für gestohlene Kreditkarteninformationen entdeckte. Eine daraufhin angeordnete Überwachung führte die Beamten zu dem Forum, das sie nach eigenen Angaben jetzt "unschädlich" machen konnten. Darüber, wann und wie dies geschah, war von Seiten der Polizei jedoch nichts Näheres zu erfahren. In jedem Fall scheint aber noch einiges im Unklaren zu sein: Von Benutzerseite hieß es gegenüber Telepolis, dass sich der Server von hacksector in den USA befinde und weiterhin online sei. Lediglich der private Server von Anubizz habe nach mehreren Versuchen abgeschaltet werden können. (pem)