20 Jahre Ballern: Happy Birthday Doom!

Doom gilt als die Mutter aller Ego-Shooter und hat Videospiele auf die nächste Evolutionsstufe gehievt. Hierzulande fristete es ein Dasein unter der Ladentheke und legte andernorts Netzwerke lahm.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 334 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla

(Bild: id Software)

Aus Sicht des Protagonisten ein Spiel zu erleben, war vor 20 Jahren noch ungewöhnlich. Am 10. Dezember 1993 erschien das von John Carmack und John Romero entwickelte Spiel Doom (engl. Verdammnis) und ließ den Spieler durch die Augen der Spielfigur schauen. Unter Spielern ist Doom heute so legendär wie Pac-Man und Space Invaders.

Dabei war das Spiel nicht einmal der erste Ego Shooter der Entwicklerfirma id Software, zeigte aber schon frühzeitig wohin sich die Entwicklung der Videospiele bewegen wird. Denn bis heute gehören Ego-Shooter zu den erfolgreichsten Genres. Ohne Doom kein Unreal, Half-Life, Halo oder Call of Duty. Dabei hat sich am grundsätzlichen Spielprinzip wenig verändert: Der Spieler läuft durch 3D-Level und sieht von der eigenen Spielfigur lediglich die Waffe.

Außer der damals noch ungewohnten Perspektive hatte Doom drei weitere Features, die 1993 für Computerspiele neu waren und zum Erfolg beigetragen haben:

Die ersten Level wurden als Shareware kostenlos vertrieben. Das Spiel bestand aus drei Episoden, von der die erste (Knee-deep in the Dead) kostenlos auf CD und Diskette verteilt wurde. Einige geschäftstüchtige Einzelhändler haben dennoch Geld für die Demo verlangt. Die zweite und dritte Episode waren nur in der kostenpflichtigen Version enthalten, die etwa 15 Mark in Deutschland kostete.

Diese lagen hierzulande aber nicht lange in den Ladenregalen, denn im Mai 1994 wurde das Spiel indiziert und durfte weder beworben noch ausgestellt werden. Grund war laut Bundesprüfstelle die Gewaltdarstellung. Doch was damals als zu realistisch galt und Spieler in ihre Träume verfolgte, sind heute kaum mehr als grobe Pixelhaufen. Aus diesem Grund wurde die Indizierung des Spiels im August 2011 aufgehoben und gegen eine Altersfreigabe ab 16 Jahren ausgetauscht.

Um Doom zu steuern reichte die Tastatur, Strafing-Bewegungen waren nur mit gedrückter ALT-Taste möglich und eine Maus überflüssig.

Neu war auch der Netzwerkmodus. Bis zu vier Spieler konnten in einem lokalen Computernetzwerk gegeneinander antreten. Es war die Geburtsstunde des Deathmatch. Zwar tauchte dieses Feature bereits zuvor in Spielen auf, aber erst Doom machte es populär. So schraubten Studenten damals ihre Rechner mit BNC-Netzwerkkabeln zu ersten LAN-Parties zusammen.

id Software gab dem Programmcode zur Bearbeitung frei und erlaubte die Erstellung eigener Maps per Editor. So entstanden die ersten Modifizierungen. In die Schlagzeilen geriet das Spiel, als einige Schüler begannen, ihr Schulgebäude im Spiel nachzubauen, um darin Deathmatch zu spielen. Dies befeuerte die nicht enden wollende Diskussion um Gewaltdarstellungen in Computerspielen. Einige "Experten" meinten gar, mit Doom könne man das Schießen trainieren.

Story?

Die Hintergrundgeschichte war einfach und sowieso egal: In der Zukunft führt die Union Aerospace Corporation auf den Marsmonden Teleportationsexperimente durch und öffnet versehentlich ein Tor zur Hölle. Dämonen besetzen die Forschungsstationen, töten alle Menschen oder verwandeln sie in angriffslustige Zombies. Der Spieler – ein namenloser Space Marine – treibt die Dämonen mit viel Feuerkraft zurück in die Hölle.

Nach dem Erfolg des ersten Teils, der praktisch auf alle nennenswerten Computerplattformen und Spielkonsolen der letzten 20 Jahre portiert wurde, entwicklete id Software zwei weitere offizielle Nachfolger und nahm das Original 1996 auch als Blaupause für die Schwesterserie Quake. 2005 wurde Doom vom Regisseur Andrzej Bartkowiak verfilmt. Doch seine Idee, weite Teile des Films aus der Ego-Perspektive zu verfilmen, kam selbst beim Trash-Erprobten Publikum nicht an.

Entwickelt wurde das Original-Doom vor zwanzig Jahren zusammen mit Tom Hall, Adrian Carmack und Jay Wilbur von den beiden Johns: John Carmack und John Romero, deren Geschichte David Kushner in seinem Buch "Master of Doom" aufgeschrieben hat. Carmack entdeckte bald seine Liebe für Raumschiffe und virtuelle Welten. Vor kurzem kehrte der Star-Programmierer id Software den Rücken, um sich der Entwicklung einer Virtual-Reality-Brille beim Startup Oculus VR zu widmen. Romero verließ id Software bereits 1996, konnte jedoch nie an seinen Erfolg mit Doom anknüpfen. 2012 heiratete er die Spiel-Designerin Brenda Brathwaite und gründete mit ihr die Firma Loot Drop, die Free-to-Play und Social-Games entwickelt.

Fans haben die Shareware-Variante mittlerweile als Flash-Version umgesetzt, die sich im Browser spielen lässt. (hcz)