Sarah Palins E-Mail-Account wurde gehackt [Update]

Hacker haben sich Zugang zu einem privaten E-Mail-Account der Vizepräsidentschaftskandidatin verschafft, um nachzuweisen, dass sie Regierungsgeschäfte über private Accounts abwickelt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Hacker haben sich Zugang zu einem von zwei Yahoo-E-Mail-Accounts der amerikanischen Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin verschafft und Teile ihrer Korrespondenz veröffentlicht. Damit wollten sie zeigen, wie die Gouverneurin von Alaska einen privaten Mail-Account für Regierungsgeschäfte nutzt. Die Hacker, die unter dem Deckmantel "Anonymous" operieren, haben aus dem E-Mail-Account gov.palin@yahoo.com mehrere persönliche Fotos, den Inhalt einiger Mails sowie Betreffzeilen und die E-Mail-Kontaktliste von Palin bei Wikileaks.org gepostet. Der Name "Anonymous" ist ein Sammelbegriff für anonyme Aktivitäten im Internet, deren Teilnehmer meist spontan zusammenfinden. Auch die Aktivisten gegen Scientology nutzen diesen Namen – dabei handelt es sich aber nicht um dieselben Personen.

Wikileaks ist derzeit nur mit Unterbrechungen erreichbar; vermutlich ist der Server überlastet. [Update] Die Website Cryptome bietet ein ZIP-Archiv mit allen von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten zum Download an. [/Update] Sensationelle Enthüllungen enthalten die auch bei Gawker einsehbaren Screenshots allerdings nicht. Verschiedene Mails in Palins vorgeblich privatem Yahoo-Account kamen von den Adressen ihrer Mitarbeiter, darunter der Entwurf eines Briefs an den kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger. Einige der aufgelisteten Mails trugen aber die Buchstaben DPS, die Abkürzung für Alaskas Department of Public Safety, also der Behörde, in der sich "Troopergate" entfaltete: Dort soll Palin einen ranghohen Mitarbeiter gefeuert haben, weil dieser nicht in ihrem Sinne gegen ihren Schwager vorgegangen sei.

Der Hack findet zu einem prekären Zeitpunkt statt: Sarah Palin wird vorgeworfen, ihr Amt für persönliche Interessen missbraucht zu haben. Zudem wurde Palin in den vergangenen Tagen dafür kritisiert, dass sie Regierungsgeschäfte über einen privaten E-Mail-Account abwickle. Laut einem Bericht der Washington Post wurde ein Antrag nach dem Freedom of Information Act gestellt, um diesen Vorwurf aufzuklären. Demzufolge sollten Mails von Palins Account – gov.sarah@yahoo.com – veröffentlicht werden. Dieser Account soll nach Angaben der Zeitung mit dem von Anonymous gehackten Mail-Konto verknüpft gewesen sein.

Andrée McLeod, Verfasserin des Freedom-of-Information-Act-Antrages, wirft Palin vor, sie übe Regierungsgeschäfte auf einem ungesicherten E-Mail-Account aus: "Wenn diese Frau so fahrlässig ist, dass sie Regierungsgeschäfte auf einem privaten Account durchführt, der gehackt worden ist, was um alles in der Welt wird sie tun, wenn sie Zugriff auf Dinge erhält, die für unsere nationalen Sicherheitsinteressen essenziell sind?" Rick Davis, der Kampagnenleiter des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain und von Palin, verurteilte den Hack: "Dies ist ein schockierender Einbruch in die Privatsphäre der Governeurin und ein Rechtsbruch." Er habe sich an die zuständigen Behörden gewandt und hoffe, dass all diejenigen, die im Besitz der E-Mails sind, diese vernichten.

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(fr)