NSA-Affäre: Schweden kooperiert sehr eng mit US-Geheimdienst

Der schwedische Geheimdienst FRA hat Zugriff auf XKeyScore und arbeitet mit der NSA und dem GCHQ eng bei Cyber-Angriffen zusammen. Diese Kooperation dauert trotz der offiziellen Neutralität offenbar seit Jahrzehnten an.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 56 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Schwedens Geheimdienst FRA (Försvarets radioanstalt) hat Zugriff auf das Überwachungsprogramm XKeyScore und arbeitet bei Hacker-Attacken eng mit der NSA und dem britischen GCHQ zusammen. Das berichtet Schwedens öffentlich-rechtlicher Fernsehsender Sveriges Television unter Berufung auf Dokumente des NSA-Whistleblowers Edward Snowden. Demnach kooperieren die drei Geheimdienste unter anderem im Rahmen des Programms Quantum, bei dem es um Angriffe auf Computer geht. Der Codename tauchte bereits bei den Berichten über die Angriffe auf den belgischen Provider Belgacom auf.

Erneut legt der Fernsehsender auch Dokumente vor, die zeigen, dass Schwedens Geheimdienst Daten an Unterseekabeln abgreift und damit unter anderem Spionage gegen Russland und die baltischen Staaten ermögliche. Das habe zu einem einzigartigen Zugang zu Informationen über den zivilen Energiesektor geführt, so der Sender weiter. Außerdem stelle der Geheimdienst dem European Cryptologic Centre in Darmstadt einen schwedischen Linguisten zur Verfügung, um Material mit Bezug zu Terrorismus zu übersetzen.

Eine weitere Folie gibt neue Einblicke in die Funktionsweise von XKeyScore, ein Programm, das zu Testzwecken auch in Deutschland genutzt wird. Es wird erläutert, dass sich ein Geheimdienstler in der Oberfläche direkt anzeigen lassen kann, welcher Internetnutzer aus Schweden ein Internetforum "für Extremisten" besucht. Das Programm könne dafür auf alle gesammelten Daten der letzten fünf Tage zugreifen. Auch die Quellen aus denen sich XKeyScore dafür bedient, werden aufgelistet. Es finden sich die Codenamen FORNSAT (Satellitendaten), Overhead, Special Source (Zusammenarbeit mit US-Mobilprovidern), Tailored Access (die Hacker der NSA), F6 (Kooperation mit der CIA), FISA (geheimgerichtlich genehmigte Zugriffe) und dritte Partner (Staaten wie Schweden oder Deutschland).

In einem anderen internen Dokument wird außerdem die Geschichte der Kooperation zwischen Schweden und der Geheimdienstallianz Five Eyes dargelegt. Demnach arbeiten die Dienste seit 1954 zusammen und das obwohl Schweden zu dieser Zeit offiziell neutral war. Die Kooperation sei 2004 beendet und auf neue rechtliche Grundlagen zur bilateralen Zusammenarbeit gestellt worden. Für die Hackerangriffe im Projekt Quantum habe Schweden den britischen GCHQ mit Zielen versorgt. Auf der Insel gebe es aber Zweifel über die Rechtmäßigkeit des Programms und auch deswegen sei es ein Ziel, künftig direkter mit der NSA zu kooperieren. (mho)