Kabel Deutschland stellt Internetzugänge auf IPv6 um

Provider Kabel Deutschland stellt seine Internetzugänge auf IPv6 um. Der Anbieter setzt auf DS-Lite, wobei die Anschlüsse ohne eine öffentliche IPv4-Adresse auskommen müssen.

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  • Florian Klan

Internet-Kunden von Kabel Deutschland (KDG) erhalten an ihren Anschlüssen ab sofort nur noch natives IPv6, erklärte der Kabelnetz-Provider. Die Umstellung betrifft Neu- und Bestandskunden, deren Anschlüsse den Übertragungsstandard DOCSIS-3 erfüllen. Derzeit funktioniert IPv6 mit Routern von Compal und Hitron. Die unter dem Namen "Homebox" von KDG angebotene FritzBox 6360 benötigt für KDGs IPv6-Betrieb jedoch noch eine Firmware-Aktualisierung. [Update 20.12.2013 - 11:04 Uhr] Nach Berichten einiger Leser von heise online funktioniert IPv6 bereits mit der aktuellen Firmware der Homebox.

Die KDG-Anschlüsse sind über Dual-Stack Lite (DS-Lite) angebunden, erläuterte der Anbieter gegenüber heise online. Bei diesem Verfahren besitzt der Internet-Anschluss nur eine global routbare IPv6-Adresse. Je nach Gerät verteilt KDG dabei entweder ein /64- oder /56-Präfix . Dual-Stack Lite setzt für IPv4-Verbindungen jedoch auf Carrier-Grade-NAT: Die Kundenrouter erhalten nur noch private IPv4-Adressen und transportieren ausgehende IPv4-Verbindungen über IPv6-Tunnel zu einem Carrier-Grade-NAT-Server beim Provider. Er kümmert sich um die Adressübersetzung zwischen privaten und öffentlichen Adressen (Network Address Translation) und reicht die Pakete anschließend ins Internet weiter.

Mit DS-Lite-Anschlüssen funktionieren daher IPv4-Port-Weiterleitungen am eigenen Router nicht. Im LAN laufende Server lassen sich so nicht mehr ohne weiteres per IPv4 aus dem Internet erreichen. Außerdem können Probleme bei VPNs und Online-Spielen auftreten. Wie sich diese Probleme aus dem Weg räumen lassen, beschreibt der kostenpflichtige Artikel Mauerspechte aus c't 6/13.

Ähnlich wie andere Anbieter kommt auch KDG um IPv6 nicht mehr herum, da deren IPv4-Adressvorrat wegen des anhaltenden Kundenansturms versiegt ist. Das ist bei Anbietern der ersten Stunde anders:
Damals wurden IPv4-Adressen noch sehr großzügig zugeteilt: Die Telekom nutzt bisher nur etwa die Hälfte ihres IPv4-Adressvorrats und verteilt daher sowohl öffentliche IPv4- als auch IPv6-Adressen (Dual-Stack) an ihren Privatkunden-Anschlüssen. Der weltweite IPv4-Adresspool ist aber seit Anfang 2012 erschöpft.

Laut KDG nutzen derzeit etwa 90 Prozent aller Kunden Internetzugänge, die der Spezifikation DOCSIS-3 entsprechen. Der Standard verspricht Übertragungsraten von bis zu 400 MBit/s in Empfangsrichtung. KDG-Kunden erhalten derzeit maximal 100 MBit/s beim Download. In Mainz testet KDG aber bereits den Betrieb mit 200 MBit/s. (fkn)