W3C-Mitglied MPAA: Hollywood will an Web-Standards mitarbeiten

Die Motion Picture Association of America ist Mitglied des Normierungsgremiums W3C geworden. Kritiker stellen einen Zusammenhang zu den geplanten Kopierschmutzmaßnahmen in HTML 5 her.

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Von
  • Christian Kirsch

Die MPAA (Motion Picture Association of America), der Lobbyverband der US-Filmindustrie, ist seit Kurzem Mitglied des World Wide Web Consortium (W3C). Das teilten die Standardisierungsorganisation und der für das Internet zuständige MPAA-Manager Alex Deacon in Tweets mit.

Einhellig sehen die Kritiker dieses Schritts einen Zusammenhang zu der vom W3C betriebenen Integration eines Kopierschutzmechanismus in HTML 5. Diese Encrypted Media Extensions (EME) sollen es Browsern ermöglichen, kopiergeschützte Inhalte ohne Plug-in wiederzugeben. Dagegen gab es zwar Widerstand unter anderem von der Free Software Foundation. Sie bekam jedoch nicht die erhofften 50.000 Unterschriften dagegen zusammen, sondern nur die Hälfte. Im Oktober 2013 billigte dann der W3C-Direktor Tim Berners-Lee die weitere Arbeit an EME. Damit ist jedoch noch keine endgültige Entscheidung über die Technik verbunden: Es gibt bereits seit Ende Mai 2013 einen grundsätzlichen Widerspruch dagegen, über den das W3C bislang nicht entschieden hat.

Ian Hickson, Google-Mitarbeiter und einer der Väter von HTML 5, gehört nicht zu den Befürwortern von EME, wie zunächst hier behauptet. Nach seiner Auffassung ist es nicht Ziel des sogenannten Digital Rights Managements, Copyright-Verstöße zu verhindern. Vielmehr gehe es darum, Inhalteanbietern mehr Macht gegenüber den Herstellern von Abspielgeräten zu geben. Systeme zur Rechtekontrolle funktionierten daher im Bereich Bücher und Video sehr gut, auch wenn sie alle umgangen werden könnten und ihre Verschlüsselungsverfahren gebrochen seien.

Bislang wurde EME von Netflix, Google und Microsoft vorangetrieben. Distanziert äußerte sich hingegen Mozillas CTO Brendan Eich: Er würde Inhalte lieber mit einem anderen Verfahren schützen, etwa einem Wasserzeichen. Eine solche Technik bietet etwa Otoy an, die Filme aus der Cloud streamen und von einem JavaScript-Framework im Browser darstellen lassen.

Update 10.12. 9:20: Korrektur zur Position von Ian Hickson. Er ist keineswegs Unterstützer von EME, wie es zunächst hieß, sondern Gegner von DRM. Klarstellung zur Entscheidung von Berners-Lee. (ck)