CES

Umfassende Datensammlung im Auto: Versicherungsangebote für gute Fahrer

Harman demonstriert auf der CES 2014, wie weit die Sammlung und Analyse von Daten über Fahrzeug und Fahrer künftig gehen kann - und erklärt, wer Interesse an den Daten haben könnte.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Harman demonstriert im Rahmen der CES seine für Android und iOS erhältliche Fahrsicherheits-App "iOnRoad". Die "Augmented Reality Driving"-Anwendung nutzt die eingebaute Kamera des Mobilgeräts und warnt beispielsweise, wenn sich das eigene Auto einem anderen Fahrzeug gefährlich nähert oder aus der Spur gerät (siehe dazu auch die Meldung von Technology Review).

In Las Vegas sprach Harman bei der iOnRoad-Demonstration aber auch einen anderen Aspekt an, der zeigt, wie weit die Sammlung und Auswertung von Daten im Automobilbereich künftig gehen kann: Die App kann auf Grundlage der Daten nämlich beispielsweise auch eine Note für das Können des Fahrers vergeben und diese zur Auswertung über das Internet übermitteln.

Harmans Fahrassistent iOnRoad fürs Auto warnt vor Gefahren...

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Laut Angaben des Car-Infotainment-Spezialisten, der mit vielen Automarken und Herstellern von Nachrüstlösungen zusammenarbeitet, müsste der Nutzer einer solchen Nutzung allerdings explizit zustimmen (Opt-in-Verfahren). Machen genug Anwender mit, ließe sich etwa analysieren, in welchen Regionen besonders viele schlechte und in welchen überdurchschnittlich viele gute Autofahrer unterwegs sind.

Für die Freigabe der Daten spricht laut Harman unter anderem der denkbare Anwendungsfall, dass Versicherungen aufgrund der von iOnRoad gelieferten Daten guten Fahrern besonders günstige Angebote machen könnten. Harman erklärte in diesem Zusammenhang, dass sich das Angebot auf den Displays in den Fahrzeugen mit den guten Fahrern einblenden ließe, aber die Nutzer der App nicht identifiziert würden. Ein angesprochener Kunde würde sich etwa mit einer Codenummer bei der Versicherung melden, die erst in diesem Moment erfährt, wer sich hinter der angesprochenen Person verbirgt.

Harman schätzt diese Entwicklung positiv ein, da man als Fahrer so von einer gute Fahrweise gezielt profitieren könne. Versicherungen, die dieses System konkret nutzen wollen, gebe es aber derzeit noch nicht.

...und benotet dabei auch den Fahrstil des Fahrzeuglenkers. Die Daten lassen sich weitergeben, analysieren und etwa für Werbezwecke nutzen - die Erlaubnis des Anwenders vorausgesetzt.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Gegenwart

Aber die Auswertung von Nutzerdaten (wenn auch nicht zum Fahrverhalten) macht Harman nicht nur mit dem vergleichsweise neuen Fahrassistenten möglich: Das Unternehmen demonstrierte auch eine Analyse-Funktion für sein aktuelles Aha-Cloud-System, über das sich Inhalte aus dem Internet im Auto empfangen lassen.

In der Demo spuckte das Analyseprogramm auf Knopfdruck minutengenau aus, auf welche Bereiche des Infotainment-Systems zugegriffen wurde. So ist etwa ersichtlich, ob der Nutzer einen Radiosender über eine Direktwahltaste, über die Stationssuche oder per Sprachbefehl ausgewählt hat. Koppelt der Fahrer sein Smartphone mittels Bluetooth mit dem Infotainment-System, um Audiodaten zu diesem zu streamen, erfasst das System unter anderem das Modell des Handys und das Audioprotokoll. Auch hier betonte Haman, dass die Weitergabe der Daten explizit vom Anwender gestattet werden müsse und einzelne Fahrzeuge nicht identifiziert würden.

Aha Analytics kann die Nutzung des Infotainment-Systems von Harman analysieren.

(Bild: Nico Jurran / heise online)

Interessant seien die Daten etwa für Automobilhersteller, die beispielsweise ermitteln könnten, ob neue Bedienkonzepte wirklich genutzt werden. Auch ließe sich schnell prüfen, mit welchen Smartphones das Infotainment problemlos zusammenarbeite und wo es immer wieder zu Verbindungsabbrüchen komme. Bei Problemen von Kunden ließe sich so sagen, ob es sich um Einzelfälle handelt oder nicht.

Die Ergebnisse lassen sich auf unterschiedlichste Weise filtern. So kann man etwa einzelne Modelle und Modellvarianten untersuchen oder die Auswertung auf bestimmte Regionen beschränken. Diese Selektion ist auch nötig, um über Aha gezielt Firmware-Updates auszuspielen, was durch eine zweite neue Erweiterung des Aha-Systems möglich wird. (nij)