Kinderpornografie per Webcam: 29 Kunden verhaftet

Philippinische Familien werden dafür bezahlt, dass der Missbrauch ihrer Kinder live per Webcam verfolgt werden kann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 172 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz

Kindesmissbrauch live per Webcam ist laut britischen Behörden ein zunehmendes Problem. Die britische National Crime Agency hat nun Details zu der "Operation Endeavor" bekannt gegeben, in deren Verlauf 29 Verdächtige festgenommen wurden, die dafür bezahlt haben sollen, sexuellen Missbrauch live auf den Philippinen zu verfolgen. 15 missbrauchte Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren wurden identifiziert und ihren Familien entzogen.

Die Ermittlungen kamen 2012 in Gang, als Polizisten in der Wohnung eines einschlägig vorbestraften Briten kinderpornografische Videos fanden. Über ausgewertete Chatlogs konnten die Behörden weitere Kontakte des Briten ausfindig machen, wodurch sie schließlich ein internationales Pädophilen-Netzwerk identifizierten. Eine Analyse der Kreditkarten-Zahlungen der Täter ergab, dass philippinische Familien für den Missbrauch ihrer Kinder bezahlt wurden. Bereits im Oktober 2012 wurden elf Täter auf den Philippinen festgenommen und die Kinder in staatliche Obhut genommen. Die Täter sollen dabei einen Umsatz von umgerechnet 45.000 Euro gemacht haben.

Bereits 2013 wurden die ersten Täter zu hohen Haftstrafen bis zu 14 Jahren verurteilt, andere warten noch auf ihren Prozess, zwei Beschuldigte sind tot. Die "Operation Endeavor" ist aber nur die Spitze des Eisbergs: Laut der National Crime Agency laufen derzeit drei weitere Ermittlungen wegen des kommerziellen Kindesmissbrauchs per Webcam. 733 Verdächtige wurden dabei ermittelt, darunter 139 in Großbritannien.

"Diese Ermittlungen haben einige besonders gefährliche Täter ausfindig gemacht, die glaubten, sie kämen damit davon, für den Missbrauch von Kindern zu bezahlen", erklärt Andy Baker von dem auf diese Ermittlungen spezialisierten Child Exploitation and Online Protection Centre. "Doch die Entfernung von Tausenden von Kilometern macht für mich keinen Unterschied – sie sind ebenso schuldig wie die Täter, die den Missbrauch durchführen." So fanden die Ermittler Aufzeichnungen von Chats, in denen zwei der Täter Pläne machten, sich auf den Philippinen anzusiedeln, um dort selbst Kinder zu missbrauchen.

Die Beweisführung in solchen Fällen ist oft extrem aufwändig. Allein die Operation Endeavor erstreckte sich über 14 Länder. Bei einem der später verurteilten Täter fanden die Beamten fast vier Millionen kinderpornografische Dateien. Nur mit Hilfe maschineller Auswertung und großen internationalen Datenbanken kann teilweise seit Jahrzehnten kursierendes Material von neuen Fällen unterschieden werden, sodass die Ermittler neue Opfer identifizieren und weiteren Kindesmissbrauch verhindern können. Die Wirksamkeit der wieder auf der auf EU-Ebene wieder ins Spiel gebrachten Websperren konnte jedoch trotz jahrelangen Einsatzes bisher nicht belegt werden. (anw)