Skype in China filtert und speichert politische Mitteilungen
Computerfachleute und Menschenrechtsaktivisten der Forschergruppe Citizen Lab sehen in China "beunruhige Verstöße gegen die Sicherheit und Privatsphäre".
Die chinesische Variante der VoIP-Software Skype überwacht und blockt nach Berichten von Computerexperten Textnachrichten mit vermeintlich heiklen politischen Inhalten. Auch Skype-Nutzer aus anderen Ländern fielen der Kontrolle zum Opfer, wenn sie mit einem der rund 70 Millionen Nutzer der TOM-Skype genannten Variante in China kommunizierten.
Der Textdienst lade Botschaften zusammen mit Informationen über die Nutzer auf ungesicherte Server, die von außen zugänglich seien und sogar die Codes zur Entschlüsselung der Daten enthielten, heißt es in einem heute veröffentlichten Bericht von Computerfachleuten und Menschenrechtsaktivisten der Forschergruppe Citizen Lab von der Universität Toronto. Die Fachleute beschreiben ein weit reichendes Überwachungsnetz bei dem TOM-Skype genannten Gemeinschaftsunternehmen, das die Skype-Mutter eBay im Jahr 2005 mit TOM Online (Hongkong) in China gegründet hatte.
"Unsere Enthüllungen zeigen beunruhigende Verstöße gegen die Sicherheit und Privatsphäre", heißt es in dem Bericht. Die Erkenntnisse sind besonders brisant, weil viele in China bisher geglaubt hatten, die Verschlüsselung auf Skype schütze sie vor Beobachtung durch die Staatssicherheit, sodass der Dienst besonders unter Bürgerrechtlern beliebt war. Dagegen stellen die Forscher fest: "Vertrauen in eine bekannte Marke wie Skype ist eine unzureichende Garantie, wenn es um Zensur und Überwachung geht."
Die Experten fanden heraus, dass Textbotschaften regelmäßig auf Wörter wie etwa "Kommunistische Partei", den Namen der in China verbotenen Kultbewegung "Falun Gong", "Demokratie" oder "Taiwans Unabhängigkeit" durchsucht werden. Die Überwachung scheine zusätzlich auch nach anderen Kriterien wie möglicherweise Benutzernamen zu erfolgen. TOM-Skype speichere die gefundenen Mitteilungen mit persönlichen Daten, Benutzernamen, IP-Adressen oder Telefonnummern auf mindestens acht Servern. Telefongespräche, die ebenfalls über Skype möglich sind, seien allerdings nicht betroffen. Die Forscher waren in der Lage, Millionen von Daten und die Informationen zu ihrer Entschlüsselung von diesen Servern herunterzuladen, da diese nach außen nicht gesichert waren.
Skype-Sprecherin Jennifer Caukin sagte dem Wall Street Journal in einer Reaktion, es sollte "niemanden überraschen", wenn die chinesische Regierung die Kommunikation in oder aus ihrem Land überwache. Das Unternehmen sei allerdings besorgt über Sicherheitsverstöße, die den Zugriff auf gespeicherte Daten ermöglichten. TOM sei informiert worden und habe die Probleme bereits behoben. Die TOM-Gruppe teilte dem Blatt ferner mit, "als chinesisches Unternehmen halten wir uns an Regeln und Vorschriften in China, wo wir unsere Geschäfte verfolgen". (dpa) / (anw)