Querelen um Bürgerportale und Bürgermail

Im November soll der Mail-Dienst De-Mail starten. Doch nun ist nach Informationen der "Financial Times Deutschland" der Internet-Provider Strato aus dem Projekt ausgestiegen. Er protestiert gegen die "informationstechnologische Monostruktur".

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Von
  • Detlef Borchers

Der von der Bundesregierung geplante Mail-Dienst De-Mail steht offenbar unter keinem guten Stern. Noch ehe Bundeskanzlerin Angela Merkel den Dienst wie geplant auf dem 3. IT-Gipfel im November in Darmstadt starten kann, ist nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD) der Internet-Provider Strato aus dem Projekt ausgestiegen; er protestiert gegen die "informationstechnologische Monostruktur".

Seit 2006 arbeitet das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) an dem Konzept der Bürgermail und der zugehörigen Bürgerportale, über die eine gesicherte Kommunikation mit den Behörden abgewickelt werden soll. Das Konzept eines sicheren Informationsraumes mit eingebauter Dokumentenablage, das auf dem CAST-Forum 2007 vorgestellt wurde, hat mittlerweile prominente Entwicklungspartner: Die Deutsche Bahn, Deutsche Telekom und Deutsche Post entwickeln derzeit zusammen mit Microsoft, dem Sparkassenverlag und den Volksbanken das De-Mail-Projekt weiter.

Als Internet-Provider war Strato im Boot, ist nunmehr aber "nicht mehr aktiv" dabei, weil er offenbar nicht die vom BSI vergebene Zertifizierung bekommen hat. Derzeit hat nur die Telekom-Tochter T-Systems die Zertifizierung erhalten, was Strato-Chef Damian Schmidt der Zeitung zufolge kritisiert. Er warne vor einem nationalstaatlichen Konstrukt wie De-Mail, das im grenzenlosen Internet Probleme mit der Akzeptanz haben werde, heißt es in der FTD. Die Zeitung selbst macht sich in einem Kommentar Gedanken darüber, dass ausgerechnet mit der Telekom und ihren Datenschutzskandalen der jüngsten Zeit ein Konzern für die Bürgermail zuständig ist, dem die Bürger nicht mehr unbedingt trauen. (Detlef Borchers) / (anw)