IT-Wehrforschung in Deutschland: Den Standort erhalten

Heftige Kritik an der zunehmenden Ausgrenzung der Militärforschung an deutschen Universitäte gab es auf einer Konferenz zu "Angewandter Forschung für Verteidigung und Sicherheit".

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Von
  • Detlef Borchers
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Im Schulterschluss mit der Industrie? Eine leichte Übung für Forschungsinstitute der Fraunhofer-Gesellschaften und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt auf der von der Studiengesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik ausgerichteten Konferenz über Angewandte Forschung für Verteidigung und Sicherheit in Berlin. Angesichts sinkender Rüstungsetats – zumindest in Deutschland – gab es Kritik an der zunehmenden Ausgrenzung der Militärforschung an deutschen Universitäten. Geht dieser Trend weiter, müsse sich die Industrie auf "internationalen Forschungsmärkte" konzentrieren, was erhebliche Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit zur Folge habe.

Nach Angaben des Stockholmer Friedesnforschungsinstitutes SIPRI haben deutsche Rüstungsfirmen mit einer Ausnahme durchweg Einbrüche im Ranking der Top 100 hinnehmen müssen. Nur Diehl BGT Defense konnte seine Position wahren. Umso wichtiger sei es für die Rüstungsindustrie, dass Forschungsvorhaben in Deutschland durchgeführt werden, die das Know-How am Standort Deutschland stärken, hieß es. Die "nur für deutsche Augen" sichtbare Konferenz der deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik zur Lage der Militärforschung zeigte mit einer Vielfalt von Vorträgen, dass die Branche noch innovationsfähig ist.

Nur 2500 von insgesamt 22.000 Mitarbeiten der Fraunhofer-Gesellschaft befassen sich mit Sicherheit- und Verteidigungsforschung, doch diejenigen, die das im größten europäischen Forschungsverbund tun, sind offenbar mit größter Begeisterung am Werke. So schwärmte Klaus Thoma vom Fraunhofer Verbund Verteidigung und Sicherheit von der "kohärenten Kommunikation mit dem Markt", wenn neue Produkte wie ein neuronales Feuerleitsystem entwickelt werden.

Auch der Fraunhofer Verbund IuK ist als größte IT-Forschungsorganisation mit Projekten wie Vigilant Eye oder Driver dabei, wenn es gilt, Krisen zu bewältigen. Insgesamt 25 Fraunhofer-Institute arbeiten zudem im Forschungsschwerpunkt Cyber-Sicherheit zusammen, bei dem es darum geht, Deutschland gegen die Cyberkriege der Zukunft zu wappnen.

Mit 7700 Mitarbeitern ist das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zwar kleiner als der Fraunhofer-Verbund, aber dafür viel näher an der Bundeswehr. "Wir leisten unseren Beitrag zur Schließung von Fähigkeitslücken bei der Bundeswehr", erklärte Dennis Göge, Programmdirektor der DLR-Sicherheitsforschung. Zukünftigen Forschungsbedarf sah er bei der Entwicklung von Laserwaffen und Anforderungsprofilen von UAV-Piloten.

Am zweiten Tag der Konferenz kam die Industrie zu Wort. Auch wenn die Forschungs- wie die Rüstungsetats sinken, möchte man doch weiter mit den Sicherheits-Forschern bei "Anzucht, Aufzucht und Genuß" neuer Waffensysteme zusammenarbeiten, erklärte Thomas Weise von Rheinmetall Defence. Dies gelte besonders für Systeme, die helfen können, asymmetrische Bedrohungen wie Sprengstoffattentate von Terroristen zu bekämpfen, die dank des Internet gebaut würden, erklärte Ulf Martens von Atlas Elektronik.

Leider hätten sich die Bedingungen für die Industrie durch die Ausgrenzung militärischer Forschung durch Erfolge der Zivilklauselbewegung an manchen Hochschulen verschlechtert, beklagte Gerhard Elsbacher von MDBA Deutschland. "Wenn dieser Trend sich fortsetzt, wird die nationale Industrie sich in Zukunft vermutlich stärker auf den internationalen Forschungsmarkt abstützen müssen, mit nicht unerheblichen Konsequenzen für Technologiexport und Wettbewerbsfähigkeit."

Wie es mit dem Standort Deutschland weitergehen kann, soll eine Konferenz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung klären, die den Schwerpunkt auf die zivile Sicherheit als Innovationsmotor legt. Auch die Fraunhofer-Institute bschäftigen sich im Herbst auf der Future Security mit dem Thema. (jk)