NSA-Skandal: Snowden soll Zugangsdaten von Kollegen genutzt haben

Laut einem Memo der NSA hat sich Edward Snowden Zugangsdaten von einem offenbar vertrauensseligen Kollegen beschafft haben, um an Geheimnisse zu kommen. Zwei weitere Mitarbeiter könnten ebenfalls eine Rolle gespielt haben.

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Whistleblower Edward Snowden soll während seiner Zeit als Vertragsarbeiter beim US-Geheimdienst NSA Zugangsdaten eines Kollegen genutzt haben, um an Geheimdokumente zu kommen. Das geht aus einem Memo der NSA hervor, über das der US-Fernsehsender NBC als erstes berichtete.

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Der Kollege, ein NSA-Angestellter, soll sich auf Snowdens Geheiß hin an dessen Rechner mit seinem Zertifikat für die Public-Key-Infrastruktur (PKI) angemeldet haben. Dabei soll dem Mann bewusst gewesen sein, dass Snowden entsprechende Zugriffsrechte nicht zugeteilt gewesen seien. Von Snowdens Absichten will er aber nichts gewusst haben. Snowden soll laut Memo die Gelegenheit genutzt haben, ohne Wissen des Kollegen dessen Zugangsdaten abzugreifen und später weiter zu benutzen.

Dem Mann wurden laut Memo im November 2013 die Sicherheitsautorisierungen entzogen, Anfang Januar 2014 soll er den Dienst bei der NSA quittiert haben. Ebenfalls sollen bereits im August 2013 einem weiteren Vertragsmitarbeiter sowie einem US-Militärangehörigen Zugriffsrechte aufs NSA-Netz entzogen worden sei, weil sie offenbar eine Rolle bei der Kompromittierung der geheimen Daten gespielt haben sollen. Details nennt das Memo dazu nicht.

Damit widerspricht die NSA einer Einschätzung des FBI: Ende Januar ging die Ermittlungsbehörde laut einem Bericht der New York Times noch davon aus, dass Snowden komplett allein gehandelt habe. US-Geheimdienstdirektor James Clapper wiederum hatte kürzlich bei einer Anhörung im US-Kongress angegeben, dass man immer noch nicht genau wisse, wie Snowden eigentlich vorgegangen sei.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits im November gemeldet, dass sich Snowden unter Vorwänden die Passwörter von 20 bis 25 Kollegen beschafft haben soll, um an vertrauliches Material zu kommen. Snowden hatte das zurückgewiesen und als falsch bezeichnet. Er hatte hingegen betont, allein gehandelt zu haben.

Bereits Anfang der Woche zitierten US-Berichte aus vertraulichen Geheimdienstunterlagen, dass Snowden sich mit relativ simplen Methoden wie dem Einsatz von Webcrawlern rund 1,7 Millionen Dokumente aus dem NSA-Netzwerk beschafft haben soll. Snowden ließ darauf über einen Anwalt verlauten, dass die US-Behörden offenbar gezielte Falschinformationen über sein Handeln in die Öffentlichkeit streuen wollten. (axk)