EU-Studie: Roaming-Gebühren behindern mobiles Internet

Viele Europäer verzichten im Ausland auf die Nutzung des mobilen Internets – oder schalten ihr Handy gleich ganz aus. Für die EU-Kommission ist das ein klares Signal, dass die Roaming-Gebühren abgeschafft werden müssen.

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Hohe Roaminggebühren schrecken viele EU-Bürger von der Nutzung des mobilen Internets im europäischen Ausland ab. 94 Prozent der für eine EU-Erhebung befragten 28.000 Europäer schränken ihre Nutzung sozialer Netzwerke oder anderer Online-Dienste wegen der Kosten zumindest ein. Die EU-Kommission geht daher davon aus, das sich die Mobilfunkbetreiber wegen ihrer derzeitigen Preisgestaltung einen Markt von ungefähr 300 Millionen Handy-Nutzern entgehen lassen. EU-Kommissarin Neelie Kroes zeigte sich "geschockt" von den Zahlen und folgerte, dass "wir die Roamingentgelte abschaffen müssen".

Der laut EU-Mitteilung repräsentativen Umfrage zufolge gaben 47 Prozent der Befragten an, im EU-Ausland niemals mobile Internetdienste zu nutzen. Nur jeder zehnte Europäer würde E-Mail-Dienste und nur jeder zwanzigste soziale Medien genauso zwanglos verwenden wie zuhause. 33 Prozent der Vielreisenden schalten Daten-Roaming im Ausland bewusst ab, während es unter gelegentlich Reisenden nur 16 Prozent sind. Dies liege an der genaueren Kenntnis über tatsächlich anfallende Entgelte. 28 Prozent der Reisenden schalten ihr Mobiltelefon ganz aus, sobald sie in ein anderes EU-Land kommen. 3 von 10 Europäern telefonieren niemals, wenn im Ausland unterwegs sind.

Die EU-Kommission hat in ihrer Initiative für einen "digitalen Binnenmarkt" eine Doppelstrategie ins Spiel gebracht, um Roaming-Gebühren bis Mitte 2016 abzuschaffen: Einerseits setzt sie darauf, dass die Mobilfunkbetreiber ihren Kunden EU-weite Tarife ohne Vermittlungskosten anbieten. Dafür sollen sie aus der Roaming-Regulierung entlassen werden. Andererseits will sie es den Kunden ermöglichen, bei Auslandsaufenthalten günstigere Kurzzeitverträge mit örtlichen Anbietern abzuschließen. Verhandlungsführern im EU-Parlament reicht dies nicht aus; sie sind für eine gesetzliche Regelung. Der federführende Industrieausschuss soll Ende Februar über das Vorhaben abstimmen. (vbr)