AP wehrt sich gegen Newsaggregatoren und Blogger

"Wir können nicht länger zusehen, wie andere sich auf Grundlage fragwürdiger Rechtskonstrukte einfach unsere Arbeit schnappen", wetterte der Vorsitzende der US-Nachrichtenagentur Associated Press bei der jüngsten Jahreshauptversammlung.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die genossenschaftlich organisierte US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat gemeinsam mit ihren Mitgliedern ein schärferes Vorgehen gegen Betreiber von Internetseiten angekündigt, die Nachrichtenmaterial verwerten, ohne dafür entsprechende Lizenzen zu erwerben. "Wir können nicht länger zusehen, wie andere sich auf Grundlage fragwürdiger Rechtskonstrukte einfach unsere Arbeit schnappen", wetterte der AP-Vorsitzende und CEO der MediaNews Group (unter anderem San Jose Mercury News, Detroit News, Denver Post) Dean Singleton bei der jüngsten Jahreshauptversammlung der Associated Press. "Wir sind stinksauer und werden das nicht mehr hinnehmen."

Vor dem Hintergrund einer extrem angespannten Situation auf dem US-Zeitungsmarkt, der unter anderem bereits die Rocky Mountain News (Denver) und der Pulitzer-Prize-gekrönte Seattle Post-Intelligencer (erscheint nur noch online) zum Opfer fielen, nimmt Singleton etwa Blogger ins Visier, die unter Berufung auf Fair-Use-Regelungen AP-Texte ausgiebig "zitieren". Dorn im Auge sind den Nachrichtenmachern aber vor allem die sogenannten Newsaggregatoren, die keine eigene journalistische Arbeit leisten, sondern lediglich Nachrichten automatisiert einsammeln, diese auszugsweise auf ihrer Seite veröffentlichen – und durch Klick-Kaskaden PIs erzeugen, die sich wiederum für Werbeeinnahmen nutzen lassen.

Ein Beispiel für letzteres Geschäftsmodell ist hierzulande etwa xoorg.com, wo sich zuhauf komplette erste Absätze aus Meldungen von heise online finden. Klickt der Nutzer auf "Weiterlesen", landet er nicht direkt bei der Originalquelle, sondern auf einer weiteren Seite des Betreibers, auf der derselbe heise-Text teilweise erweitert noch einmal steht – erst danach wird auf den eigentlichen heise-Content verlinkt. Während große Newsaggregatoren wie Google inzwischen Lizenzverträge mit Nachrichtenagenturen geschlossen haben und sich in der Regel auf die Veröffentlichung von Lead-Sätzen beschränken, bewegen sich Anbieter wie xoorg in einer Grauzone.

AP, das im vergangenen Jahr mit weltweit 4100 Mitarbeitern einen Umsatz von 747,7 Millionen Dollar erwirtschaftete, will nun ein System entwickeln, mit dem sich überprüfen lässt, ob eigene Nachrichteninhalte von einem externen Anbieter legal im Web verbreitet wurden. Ähnliche Maßnahmen kündigte im Übrigen auch das deutsche Pendant dpa vor kurzem an. Auch will man spezielle "Ankerseiten mit AP-Inhalten" ins Netz stellen, auf die Zeitungen, TV- und Radiostationen ihre Kunden dann aufmerksam machen sollen. Um den angeschlossenen Zeitungsverlagen die wirtschaftliche Situation etwas zu erleichtern, senkt Associated Press die Abogebühren im kommenden Jahr um weitere 30 Millionen Dollar. Zuvor hatten Vertreter von rund 180 Zeitungen (14 Prozent) damit gedroht, AP zu verlassen – meist aus finanziellen Gründen. (pmz)