Kernel-Log: Was 2.6.28 bringt (2): Netzwerk-Infrastruktur und -Treiber

Fünf neue Treiber für LAN-Hardware von Atheros, Cisco, Jmicron, Qlogic und SMSC; neue Infrastruktur sorgt für gesetzkonformes Funken mit WLAN; Verbesserungen für Multiqueue Networking; Phonet Stack von Nokia; Netfilter als transparenter Proxy

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

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Die Commit-Flut für 2.6.28 nimmt während des derzeit offenen Merge Window wiedermal kein Ende; allein in den vergangenen 24 Stunden hat Linus Torvalds erneut 700 zumeist von anderen Kernel-Entwickler beigesteuerte Patches in den Hauptentwicklungszweig von Linux integriert. Dort sind die im Kernel-Log bereits beschriebenen Änderungen bei der ATA-Unterstützung und dem Block-Layer genau wie die folgenden dargelegten Änderungen im Netzwerkbereich bereits vor einigen Tage gelandet. Der Verwalter des Netzwerk-Subsystems wacht neuerdings sogar streng darüber, dass alle Änderungen für die nächste Kernel-Version vor dem Beginn des Merge Window in linux-next waren – der Hauptentwicklungszweig dürfte daher alle größeren, netzwerkspezifischen Neuerungen von Linux 2.6.28 bereits enthalten.

Einen groben Überblick über alle Neuerungen gibt die Mail, die Torvalds zum Einpflegen der Änderungen aus dem Netzwerkbereich auffordert. So integrierten die Entwickler wie erwartet gleich fünf neue Netzwerktreiber:

  • atl2 – Atheros L2 10/100 MBit-NICs
  • enic – 10 GBit-NICs von Cisco
  • jme – Gigabit-NICs von JMicron
  • qlge – 10GBit-NICs von Qlogic
  • smsc95xx – USB 2.0 10/100 MBit-Adapter mit SMSC LAN9500

Anders als bei den meisten vorangegangenen Kernel-Versionen stießen diesmal allerdings keine WLAN-Treiber neu zum Kernel hinzu. Es gab aber wie üblich einen Haufen kleinerer und größerer Verbesserungen an den bekannten WLAN-Treibern. So bietet der ath5k-Treiber für Atheros-WLAN-Chips nun etwa Unterstützung für Mesh-Netzwerke und den Atheros-Chip AR2417 v2; der rt2x00-Treiber hingegen nutzt nun die Verschlüsselungstechniken verschiedenerer RaLink-WLAN-Chips (1, 2, 3, 4). Einige weitere Verbesserungen an LAN- und WLAN-Treibern finden sich über die Links im unteren Abschnitt dieser Meldung.

Die generische Wireless Regulatory Infrastructure soll in Zukunft flexibler und besser als zuvor sicherstellen, dass man mit der WLAN-Hardware nicht gegen die am jeweiligen Aufenthaltsort geltenden Vorschriften und Gesetze zum Betrieb von Funkverbindungen verstößt. Die neue Infrastruktur greift dazu anders als der bisher zu diesem Zweck im Kernel enthaltene Code stark auf die Hilfe eines im Userspace laufenden Programms zurück, das Distributoren viel einfacher und schneller aktualisieren können als den Kernel. Die genaue Funktionsweise und zahlreiche weitere Hintergründe zu dem Thema liefern der Commit-Kommentar, die Kernel-Dokumentation, ein Artikel auf LWN.net und eine Beschreibung des Central Regulatory Domain Agent im Linux-Wireless-Wiki.

Optimiert und um einen "PRIO based multiqueue packet scheduler" erweitert haben die Entwickler die mit 2.6.27 eingeführte Linux TX Multiqueue Implementation (kurz "multiqueue networking"). Neu im Hauptentwicklungszweig ist der von Nokia-Entwicklern eingebrachte Phonet Stack (Dokumentation) und die Transparent Ethernet Bridging over GRE tunnels von Herbert Xu. Jan Engelhardt brachte zudem zahlreiche sehr umfangreiche Renovierungsarbeiten am Netfiltercode ein, durch die unter anderem die Ebtables-Unterstützung jetzt auf Xtables aufbaut. Nach fünf Jahren unterstützt die Netfilter-Infrastruktur nun wieder "vernünftig" den Betrieb als transparenter Proxy ("Proper transparent proxy support in netfilter. We sort of lost this feature 5 or so years ago, but hey better late than never to get it back :-)").

Weitere Commits aus dem Bereich Netzwerk-Infrastruktur und -Treiber:

Generic:

LAN

WLAN


Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)