Crowdfunding-Projekt: Mehr Erfolg bei Kinderwunsch

Eine neue Diagnosemethode soll die Erfolgsrate bei der Kinderwunschbehandlung deutlich verbessern – ganz ohne Hormongaben und Laborverfahren. Der Trick: eine automatische und genaue Messung der Körperkerntemperatur.

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Von
  • Robert Thielicke

Eine neue Diagnosemethode soll die Erfolgsrate bei der Kinderwunschbehandlung deutlich verbessern – ganz ohne Hormongaben und Laborverfahren. Der Trick: eine automatische und genaue Messung der Körperkerntemperatur.

„Die Erfolgsraten bei Kinderwunschbehandlungen stagnieren seit Jahren“, erklärt Henry Alexander, mittlerweile emeritierter Leiter der Abteilung für Humane Reproduktion und Endokrinologie am Uniklinikum Leipzig. „Wir sind überzeugt, durch eine individualisierte Therapie bessere Ergebnisse zu erzielen“, so der Reproduktionsmediziner und Entwickler der neuen Methode namens Ovularing.

Der Trick ist eine genauere Messung der Körperkerntemperatur als bisher. Sie dient bei der Nachwuchsplanung dazu, den fruchtbarsten Zeitpunkt des weiblichen Zyklus zu finden. Das bisherige Verfahren erfordert allerdings Disziplin: Frauen müssen über Wochen hinweg jeden Tag zur gleichen Zeit ihre Körpertemperatur messen und anschließend in einer Tabelle eintragen. Zudem ist das Verfahren vergleichsweise ungenau, weil es nur auf einem einzigen Datenpunkt beruht. Wer etwa Schicht arbeitet und keinen streng geregelten Tagesablauf besitzt, bei dem kann die Temperatur allein schon deshalb zum Messzeitpunkt schwanken.

Viele haben versucht, die Prozedur zu verbessern, darunter auch Max Levchin, Mitbegründer von Paypal. Seine App Glow zieht neben der Körpertemperatur auch Faktoren wie Stress oder Müdigkeit ein und fragt sogar, wann die Paare Sex hatten. Aber alle derartigen Methoden haben eines gemeinsam: Daten sammeln und eingeben müssen die Nutzer selbst.

Das soll der Ovularing ändern – und gleichzeitig exaktere Daten liefern als das gängige Thermometer. Er besteht aus einem Kunststoffring und einem Biosensor, der während des gesamten weiblichen Zyklus in der Vagina bleibt. Der Sensor misst alle fünf Minuten automatisch die Körperkerntemperatur. Die Daten lassen sich am Ende der Nutzung auslesen, ein Computerprogramm ermittelt die fruchtbaren Tage. Die Methode ist mit knapp 35 Euro pro Monat zwar deutlich teurer als ein klassisches Thermometer. „Aber unsere Studien zeigen, dass diese Methode verlässlicher ist“, meint Bettina Brammer, Leiterin Vertrieb und Marketing bei der Herstellerfirma VivoSensMedical. Frauen, die bereits erfolglose Kinderwunschbehandlungen hinter sich hatten, hätten mit Hilfe des Ovularing Nachwuchs bekommen. Noch sind die Studien allerdings nicht veröffentlicht, eine unabhängige Bestätigung steht damit noch aus. Zudem „können wir bisher nicht sagen, ob mit der Methode auch wirklich mehr Kinder geboren werden“, gesteht Brammer ein. Sie gibt sich dennoch zuversichtlich: „Pharmafirmen haben bereits Interesse signalisiert, und mit einer international auf Kinderwunsch spezialisierten Klinikkette sind wir ebenfalls im Gespräch.“

Das Produkt ist seit 2012 auf dem Markt. Derzeit benötigt das Start-up jedoch Geld, um den Vertrieb auszuweiten – insbesondere auf Länder außerhalb von Deutschland, der Schweiz und Österreich. Mit einer Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Seedmatch wollen die Initiatoren nun die nötigen Finanzmittel einwerben. (rot)