Dreirad Can-Am Spyder RT & RS 2014

Das Sicherheitomobil

Can-Am bietet mit dem Spyder Roadster seit 2008 ein Dreirad für alte Männer mit Motorradängsten an. Jetzt gibt es das mit einem neuen Dreizylinder oder dem bekannten tollen V2 mit überarbeitetem Fahrwerk

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Einführungsfahrt im Parkplatz. "Nein! Nicht mit den Reifen quietschen! Sicherheit!" 21 Bilder
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Clemens Gleich
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Stuttgart, 10. März 2014 – Kein anderes Hauptwort habe ich in den letzten Tagen öfter gehört als "Sicherheit". Das ist insofern bemerkenswert, als es stets um ein offenes Aufsitz-Freizeitfahrzeug ging, und solche Dinge sind inhärent gefährlich. Dass man so etwas unter dem Aspekt "Sicherheit" erfolgreich vermarkten kann, sagt einem alles über das menschliche Verhalten, was man wissen muss. Wir sprechen über den Can-Am Spyder, eine Art Schneemobil für die Straße: Zwei Räder vorne mit Lenkung, ein Rad hinten mit Antrieb. Der Fahrer setzt sich wie beim Schneemobil obenauf und lenkt mit einer Lenkstange statt einem Lenkrad.

Als ich dieses Teil 2008 zu seinem Erscheinen das erste Mal sah, war mir ein bisschen unklar, wo die Zielgruppe dafür liegen könnte. Mittlerweile hat sich jedoch die Gesellschaft in recht kurzer Zeit recht stark geändert, sodass Can-Am laut und offen sagt, wer das in der Mehrheit kauft: mittelalte Männer, die sich fürs Motorradfahren interessieren, aber Angst davor haben. Ihnen bietet der Spyder wie ein modernes Motorrad ABS und Traktionskontrolle, darüber hinaus jedoch Dinge, die nur beim Mehrspurfahrzeug funktionieren: ESP und nicht umfallen. Das klingt nur so lange trivial, bis man an die vielen älteren Herren denkt, die sich ihren Traum vom Tourenmotorrad erfüllen und sich das dann beim Füßeln auf dem Parkplatz auf den Unterschenkel werfen.

Da passt der neue Spyder-Tourer RT eigentlich am besten: Er erhält statt dem bisher üblichen V2 einen Reihen-Dreizylinder. Der leistet 115 PS statt 100 im V2, wichtiger sind jedoch sein erhöhtes Drehmoment, seine Sanftheit, sein überall nutzbares Band, seine bessere Treibstoffeffizienz sowie deutlich verringerte Wartungsarbeiten. Bei ruhiger Fahrweise sind mit dem 26-Liter-Tank Etappen von über 400 km möglich. In Verhalten und Klang ist der Dreizylinder genauso autoartig wie der Sechszylinder-Boxer in Hondas Goldwing. Toll geht anders, doch toll wollen Tourenfahrer ja eh nicht. Sie wollen dagegen faszinierenderweise aus unbekannten Gründen sehr hässliche Fahrzeuge kaufen. Hübsche Tourer verkaufen sich nicht. Der RT sieht unbeschreiblich scheußlich aus, was ihm die Sympathien der Tourenfahrer sichern wird.